Sexuelle Gewalt in der Adoleszenz: Befunderhebung, Sinn und Notwendigkeit der körperlichen Untersuchung

Abstract

Sexuelle Gewalt ist ein häufiges Problem, das Kinder und Jugendliche beider Geschlechter, in jedem Alter und jeder sozialen Schicht betreffen kann. In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass 10–22% der Jugendlichen Opfer sexueller Gewalt sind. Die Opfer zeigen, unter anderem, Verhaltensweisen, die im Endergebnis ein Risiko darstellen, wie die frühe Aufnahme von sexuellen Beziehungen, ungeschützten Geschlechtsverkehr mit multiplen Partnern und die damit verbundenen möglichen schwerwiegenden Konsequenzen einer unerwünschten Schwangerschaft oder sexuell übertragener Erkrankungen. Es ist wichtig, dass Fachleute, die Jugendliche betreuen, beraten, untersuchen und behandeln, dieses Problem kennen, erkennen und es auch ansprechen, um bei einer Gewaltsituation deren verheerende psychosoziale und somatische Folgen frühzeitig zu erkennen und entsprechend einzugreifen. Eine körperliche Untersuchung ist immer indiziert. Sie besteht in einer Allgemeinuntersuchung, einer genauen Genitoanalinspektion und je nach Anamnese einer instrumentellen gynäkologischen Untersuchung. Es ist wichtig zu wissen, dass ein normaler Genitoanalbefund eine sexuelle Missbrauchssituation nicht ausschliesst und dass eine multidisziplinäre medizinisch-psychosoziale Intervention immer angestrebt werden sollte.