Frauen sind im Bundestag unterrepräsentiert, insbesondere unter Parteien in und rechts der Mitte. Quotenregeln als vieldiskutierte Lösung greifen jedoch stark in die Freiheiten von Parteien, Kandidat*innen und Wähler*innen ein. Die Option offener Wahllisten hingegen findet wenig Aufmerksamkeit, obwohl sie verfassungsrechtliche Grundsatzprobleme vermeiden würde. Wir untersuchen daher, ob bzw. welche Wähler*innen in Deutschland auf offenen Listen für Frauen stimmen würden. Theoretisch erwarten wir, dass insbesondere Wählerinnen, Wähler*innen linker Parteien und Wähler*innen mit hoher Themensalienz bezüglich Geschlechtergerechtigkeit Präferenzen für Kandiatinnen ausdrücken würden. Dies könnte über alle Parteien hinweg den Anteil weiblicher Abgeordneten erhöhen. Unser Forschungsdesign basiert auf einem Online-Umfrageexperiment (N=2640) mit einer quotenrepräsentativen Stichprobe der deutschen Wahlbevölkerung. Befragte wählten zwischen Listen der im Bundestag vertretenen Parteien, mit je vier fiktiven Kandidat*innen. Der Frauenanteil auf jeder Liste variierte zufällig von 25-75%, ebenso ob Listen geschlossen oder offen präsentiert wurden. Wir zeigen, dass die Zusammensetzung von Parteilisten nach Geschlecht keinen Einfluss auf die Parteistimme in geschlossenen Listen hat. In offenen Listen lassen Wähler wie Wählerinnen das Kandidierendengeschlecht gemäß oben genannter theoretischer Erwartungen in ihre Wahlentscheidung einfließen. Allerdings gibt es auch Subgruppen, die sich bewusst für männliche Politiker entscheiden (Wähler der FDP, Wählerinnen der AfD). Hervorzuheben ist dabei -- über Parteien hinweg -- die Tendenz, dass Parteielektorate ungleiche Listenvorschläge der Selektorate ausbalancieren. Zudem würden Wähler*innen von Union und Linken, denen das Gleichstellungsthema wichtig ist, bei Bundestagswahlen offene gegenüber geschlossenen Listen bevorzugen.