ZusammenfassungPraxisorientierte Psychotherapieforschung benötigt die Erfahrung, Sichtweisen und Mitarbeit praktizierender Psychotherapeut_innen. Es ist erstaunlich, dass bisher erst eine bereits 15 Jahre alte Studie über die Einstellung österreichischer Psychotherapeut_innen zur Psychotherapieforschung existiert. Um diese Forschungslücke zu schließen, wurden in einer Onlinestudie das Teilnahmeinteresse und die Wünsche und Visionen von österreichischen Psychotherapeut_innen (N = 855; 72.8 % Frauen, 28 bis 80 Jahre) zur Psychotherapieforschung erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass ein generelles Interesse an Studienteilnahmen besteht. Eine stärkere Förderung von Psychotherapieforschung wird stark unterstützt. Eine Ablehnung von Studienteilnahmen wurde primär mit Zeitmangel begründet und eine Belohnung für Teilnahmen gewünscht. Ein positives Erleben von Anfragen, bisherige Studienteilnahmen, eine positive Einstellung und ein weniger stark ausgeprägtes forschungskritisches professionelles Selbstverständnis konnten die Teilnahmebereitschaft signifikant vorhersagen. Therapeut_innen‑, Wirkfaktoren- und Wirksamkeitsstudien, qualitative oder kombiniert quantitativ-qualitative Methoden, Schulen übergreifende Fragstellungen sowie die Durchführung von Studien durch interdisziplinäre Teams oder Psychotherapeut_innen im Kontext von Psychotherapieforschungsinstituten erwiesen sich als die stärksten Motivatoren für Studienteilnahmen. Die Ergebnisse bieten Anknüpfungspunkte für Psychotherapiestudien: Einbezug und Berücksichtigung von Psychotherapeut_innen-Interessen, eine verstärkte Aufklärung über Möglichkeiten, sich an Forschungsprojekten zu beteiligen und eine adäquate Belohnung für Studienteilnahmen.