Shell Shock

Nerven, Krieg und militärische Führung

“…353 Auch sei die Neurasthenie diejenige Diagnose gewesen, mit der Offizieren ein Heimaturlaub oder eine Kur bewilligt werden konnte, ohne dass sie dem Vorwurf der Feigheit oder eines anderen unmännlichen Verhaltens ausgesetzt waren. 354 Die Auswertung der deutschen militärischen Akten und insbesondere der Offizierspersonalakten macht demgegenüber deutlich, dass in der deutschen Armee Neurasthenie bei Offizieren nicht allgemein akzeptiert war.…”

“…So stellte Peter Leese fest, dass sich psychisch versehrte Offiziere a. D. wie die vormaligen Mannschaften durch sehr verschiedenartige Schicksale auszeichneten. Nun wurden die Schwere des psychischen Leidens und der soziale und ökonomische Hintergrund der Veteranen wichtiger für ihren weiteren Lebensweg als ihr vorheriger militärischer Rang 354. Dass die psychische Versehrung auch bei Offizieren, die keine Pension oder Rente erhielten, mitunter einen Bruch in der Berufsbiografie verursachen konnte, zeigt der Fall des Leutnants Heinrich S., der bereits im Krieg von Juni 1916 bis Januar 1917 mit der Diagnose »Nervenschock nach Granatexplosion auf dem Boden leichter psychopathischer Minderwertigkeit« zuletzt im Reservelazarett der Universitätsnervenklinik Tübingen behandelt wurde.…”