Trotz der jüngsten bedeutenden Innovationen in der Behandlung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (chronic obstructive pulmonary disease, COPD) wurden in der patientenzentrierten Medizin keine wesentlichen Fortschritte erzielt. Die Empfehlungen der aktuellen Leitlinien basieren auf den Durchschnittsergebnissen klinischer Studien, was zur Folge hat, dass die medizinische Praxis als «mittelwertbasiert» bezeichnet werden kann. Auf der Patientenebene ist das therapeutische Ansprechen jedoch variabel. Zudem führt die Variabilität des klinischen Bildes im Wechselspiel mit den Komorbiditäten dazu, dass ein komplexes klinisches Szenario entsteht, mit dem die Ärzte umgehen müssen. Aus diesem Grund gibt es bislang keinen Konsens über einen praktischen Ansatz bei der Kombination von Komorbiditäten und Markern des klinischen Bildes im Therapie-Algorithmus. Diesbezüglich steht der Arzt ab dem ersten Patientenbesuch vor vier wichtigen Dilemmata: 1. Stellung der korrekten Diagnose «COPD» in Abgrenzung zu anderen Atemwegserkrankungen wie etwa Bronchialasthma; 2. Festlegung des initialen Therapieansatzes auf Grundlage der klinischen Merkmale des jeweiligen Falles; 3. Festlegung der diagnostischen Strategie für Patienten, die nicht auf die Therapie ansprechen; 4. Festlegung einer Strategie für die Verlaufskontrolle mit zwei genau definierten Zeiträumen, je nachdem, ob eine engmaschige oder eine langfristige Verlaufskontrolle erforderlich ist. Die vorliegende Arbeit geht auf die Hauptdilemmata bei der Suche nach einem patientenzentrierten Ansatz für das COPD-Management ein und liefert Vorschläge, wie diese alle in einer einzigen, einfach anwendbaren Strategie kombiniert werden können.