Dendrimere gehören zu den derzeit am intensivsten bearbeiteten Verbindungsklassen. Dies hängt mit ihrer außergewöhnlichen Struktur zusammen, die man als einen Urwald aus ineinander verschlungenem Astwerk beschreiben kann, in dem es gewundene Pfade zu süßen Früchten und leuchtenden Blüten gibt, auf denen man aber auch in das Dickicht hinein und wieder hinaus in die Freiheit gelangen kann. Weniger lyrisch ausgedrückt stehen das Dickicht für regelmäßig verzweigte, dicht gepackte Strukturen; die Pfade für Hohlräume, die nicht durch zurückgefaltete Astfragmente, sondern mit Solvens ausgefüllt sind; die Früchte und Blüten für photochemisch, elektrochemisch oder synthetisch‐chemisch adressierbare Einheiten, katalytisch aktive Stellen etc. und das Hinein‐und‐heraus für Transportvorgänge. Im mathematischen Sinne sind Dendrimere von einer Grenzfläche umhüllt, die definiert, was Innen und Außen ist. Diese Umhüllende hat bei prall gefüllten Pfaden Kugelgestalt, ansonsten sind Dendrimere eher amöbenähnlich abgeflacht, was insbesondere dann ausgeprägt ist, wenn sie in Wechselwirkung mit einer Oberfläche stehen. Die hohe Beladung mit funktionellen Gruppen, die Ausdehnung dieser Verbindungen bis in den Bereich mehrerer Nanometer, die Existenz einer nutzbaren „Oberfläche”︁ und die Transportmöglichkeiten in und mit ihnen machen Dendrimere interessant für vielfältige Anwendungen. Dieser Aufsatz beschreibt, wie das Bauprinzip der Dendrimere in Kombination mit der Polymersynthese genutzt werden kann, um von sphärischen oder abgeflacht‐sphärischen Strukturen zu solchen mit zylindrischer Gestalt (Umhüllenden) zu gelangen. Der gestaltgebende Einfluss dendritischer Substituenten kann dabei soweit getrieben werden, dass Nanoobjekte mit zylindrischer Form entstehen. Hierdurch wird nicht nur das Anwendungsspektrum der Dendrimere erheblich erweitert, sondern es werden auch neue Perspektiven für die Supramolekulare Chemie und die Polymerchemie eröffnet. Bedingt durch die schiere Größe der beschriebenen Objekte und die Komplexität der mit ihrer Gestalt zusammenhängenden Eigenschaften muss die Forschung auf dem Gebiet der dendronisierten Polymere interdisziplinär angelegt sein. Der vorliegende Beitrag geht daher neben der Synthese auch intensiv auf die Charakterisierung dieser Stoffklasse und ihr Verhalten in Substanz sowie an Grenzflächen ein. Darüber hinaus werden potentielle Anwendungen aufgezeigt.