Die Vermeidung von Wundinfektionen ist als primäres Ziel einer perioperativen Infektionsprophylaxe anzusehen. Die Prophylaxe sollte nicht über 24 h hinaus gehen und vorzugsweise als Einmalgabe erfolgen. Hierdurch werden sowohl der Selektionsdruck auf nosokomiale Erreger und die Nebenwirkungsrate der applizierten Antibiotika vermindert als auch hohe Kosten vermieden. Auswahl und Applikationsart richten sich nach dem vorgesehenen Eingriff und individuellen Patientenrisiken.Die Paul-Ehrlich-Gesellschaft hat für eine Reihe von urologischen Eingriffen Empfehlungen zur Gabe von Antibiotika zur perioperativen Prophylaxe veröffentlicht. Bis auf einige Ausnahmen ist jedoch davon auszugehen, dass es in Deutschland z. Z. keine standardisierte perioperative Infektionsprophylaxe bei offenen urologischen Eingriffen gibt. Es fehlen meist entsprechende Studien, die den Einfluss einer Prophylaxe belegen können. Aus dieser Unsicherheit resultiert in der klinischen Praxis oft die Fortführung einer antibiotischen Behandlung, ohne deren Effektivität belegen zu können.Ziel einer perioperativen antibiotischen Infektionsprophylaxe ist definitionsgemäû die Vermeidung postoperativer Infektionen, in erster Linie von Wundinfektionen. Ob hierdurch auch andere infektbedingte Komplikationen wie Harnwegsinfektionen, Pneumonien oder septische Verläufe verhindert werden können, muss kritisch hinterfragt werden [24]. Dabei ist zu beachten, dass Wundinfektionen mit 20±25 % zwar nur an 2. Stelle aller Krankenhausinfektionen nach den nosokomialen Harnwegsinfektionen (~40 %) stehen, aber ca. 50 % aller Kosten verursachen, die durch nosokomiale Infektionen hervorgerufen werden [17].Somit besitzt die Vermeidung postoperativer Harnwegs-und Wundinfektionen nicht nur eine medizinische sondern auch eine ökonomische Dimension [28]. Unabhängig von einer Antibiotikaprophylaxe sind natürlich alle anderen erforderlichen Maûnahmen zur Infektvermeidung wie die Einhaltung hygienischer Standards (baulich-funktionell, organisatorisch, personell etc.), aseptisches Arbeiten sowie schonende Operationstechniken zu fordern [20].