Sortale Bedeutung und Argumentstruktur: ung-Nominalislerungen im Deutschen

Abstract

In this paper we are concerned with the linking properties of deverbal «wg-nominalizations in German. Word-syntactic approaches often deduce the argument realization of Mwg-nominalizations from those of the base verb by means of morpho-syntactic inheritance rules. Usually it is assumed that the w/zg-nominalization inherits the accusative object of the base verb äs a postnominal genitive. Our claim, however, is that the verbal and the nominal linking Systems are independent: The linking properties of a nominalization cannot therefore be deduced from the subcategorization frame of the underlying verb. We argue instead that the argument realization of each lexical entry is determined by its semantic representation and category specific linking rules. This modular approach, based on lexical meaning structures, is equally valid for event nominalizations, result nominalizations and object nominalizations with -ung. We show that both event structure and thematic structure play an important role for the linking of an argument to the postnominal genitive position. If the semantic representation contains a change-of-state operator, its linking properties are fixed: Only the lowest thematic argument embedded under BECOME can be realized äs a postnominal genitive. Otherwise, any thematic argument can be linked to this position. Hence, in our approach the possible interpretations for postnominal genitives are directly determined by lexical semantics.l Der Aufsatz entstand im Rahmen des von der DFG geförderten Projekts "Nominalisierungen und ihre Regenten". Vorarbeiten wurden durch Forschungsaufenthalte (V. E.) beim ZAS Berlin und beim Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen ermöglicht. Unseren Ansatz haben wir bei der Tagung Sinn und Bedeutung (1997) und bei dem Workshop on Word Formation and the Lexicon am ZAS (1999) vorgestellt. Den Teilnehmern sei für die anregende Diskussion gedankt. Unser besonderer Dank gilt Artemis Alexiadou, Marga Reis, Renate Steinitz und den anonymen Gutachtern die zur Klärung unserer Überlegungen wesentlich beigetragen haben. Yvonne Teußer hat bei der Redaktion des Manuskripts unverzichtbare Hilfe geleistet Alle verbleibenden Unzulänglichkeiten gehen auf uns zurück.

Zur Interpretation adnominaler Genitive bei nominalisierten Infinitiven im Deutschen

“…Dieses Caveat ergibt sich aus der strittigen Frage, was denn ein typisches adnominales ,Argument' überhaupt sei. Borschev & Partee (2003: 101) Anschluss an Bierwisch (1989) Ehrich & Rapp (2000) auf der Basis der Interpretation adnominaler Genitive bei ung-Nominalisierungen dafür, die Projektionsmöglichkeiten von der Situationskategorie des Basisverbs abhängig zu machen. Demnach würden nur atelische Verben sowohl Thema-als auch Agensargument an die Nominalisierung vererben, telische Verben hingegen nur das Thema.…”

“…Diese Unabhängigkeit vom Argumentstatus lässt sich am besten im Vergleich mit einer alternativen Analyse der verbabhängigen Interpretationsmöglichkeiten verdeutlichen. Ehrich & Rapp (2000) untersuchen die Interpretationsmöglichkeiten von Genitiven, die sich auf ung-Nominalisierungen beziehen. Sie stellen fest, dass allein atelische Basisverben, also activities und states in der Terminologie Vendlers (1967), die Projektion eines Agens in postnominaler Position erlauben, hingegen telische Verben, also accomplishments und achievements, eine agentive Lesart des Genitivs ausschließen.…”

“…Bei Übertragung der Analyse auf NI ergibt sich ein offenkundiges deskriptives Problem mit obligatorisch subkategorisierten Prozess-und Zustandsverben. Entgegen der Annahme bei Ehrich & Rapp (2000) erlauben diese Ϫ wie oben gezeigt Ϫ im Standardfall keine agentiven postnominalen Genitive. Die vorgeschlagene Erklärung ist hingegen adäquat, da sie den Subkategorisierungsrahmen des Basisverbs zum entscheidenden Faktor macht und deshalb Fälle wie (32) Ehrich & Rapp (2000) ins Spiel gebrachten Parameter Ϫ gibt.…”

“…Entgegen der Annahme bei Ehrich & Rapp (2000) erlauben diese Ϫ wie oben gezeigt Ϫ im Standardfall keine agentiven postnominalen Genitive. Die vorgeschlagene Erklärung ist hingegen adäquat, da sie den Subkategorisierungsrahmen des Basisverbs zum entscheidenden Faktor macht und deshalb Fälle wie (32) Ehrich & Rapp (2000) ins Spiel gebrachten Parameter Ϫ gibt. Auch wenn ich ihren Vorschlag zum Vererbungsmechanismus ablehne und für Zustände und Prozesse auf ein deskriptives Problem verwiesen habe, scheint es eine stabile Korrelation zwischen präferierter Genitivinterpretation und Situationskategorie im Fall telischer Verben zu geben: für kein NI auf der Basis der telischen Verben hinrichten, vergiften, erblicken, erreichen, zerstören, verzehren, vernichten, anfertigen konnte ein Korpusbeleg mit postnominalem agentiven Genitiv gefunden werden.…”

“…in neuerer Zeit u. a. Ehrich & Rapp 2000, Alexiadou 2001, Blume 2004, Kaufmann 2005, Alexiadou et al 2007). Strittig ist, welcher semantische und syntaktische Status adnominalen Genitiven, die in irgendeiner Weise mit verbalen Partizipanten assoziiert scheinen, zugesprochen werden soll.…”