Soziale Schicht und Bronchuskarzinom: Schichtstruktur im Vergleich zur Gesamtbevölkerung

Abstract

400 männliche Bronchuskarzinom-Patienten wurden mit der ent-sprechenden Altersgruppe (50 bis 69 Jahre) der Österreichischen Gesamtbevölkerung hinsichtlich ihrer sozialen Schichtgliederung verglichen. Die Analyse der Schichtstruktur erfolgte nach einem Verfahren, bei dem zur Beurteilung der Schichtzugehörigkeit Angaben über Schulbildung und Beruf herangezogen werden. Der Vergleich ergab einen Unterschied, wie er auch in anderen Län-dern festgestellt werden konnte: Bronchuskarzinom-Patienten weisen einen statistisch signifikant höheren Anteil von Angehörigen niederer Sozialschichten auf als die Vergleichsgruppe. Das in niederen Schichten erhöhte Bronchuskarzinom-Risiko ist möglicherweise auf gesellschaftliche Bedingungen zurückzuführen. Ein soziogenetischer Einfluß ist vor allem über die Noxe Tabak, die heute als wichtigste Ursache für das Entstehen von Lungenkrebs gilt, denkbar: Angehörige niederer sozialer Schichten sind nicht nur häufiger Raucher und seltener Exraucher, sondern rauchen auch häufiger schadstoffreiche Zigaretten. Sie sind damit einer höheren Schadstoffbelastung ausgesetzt, die wiederum zu einer höheren Lungenkrebs-Morbidität führt.

Mortality in a group of tar distillery workers and roofers

“…Since it is known that smoking is more prevalent among the lower socio-economic classes (Vutuc et al 1979(Vutuc et al , 1980), a confounding eect by smoking could not be ruled out. The results of this study are quite in agreement with the earlier study of roofers by Hammond et al (1976), in which an SMR of 140 for lung cancer mortality was observed.…”

Soziale Schicht und Bronchuskarzinom

“…Das Krankengut (400 männliche Bronchuskarzinompatien ten), die Methodik der Datenerhebung mittels eines struktu rierten Fragebogens sowie die Methodik der Schichtanalyse wurden an anderer Stelle Vutuc et al, 1979] Die nachstehend angeführten Ergebnisse beziehen sich aus schließlich auf die Zigarettenkonsumenten. Zum Zeitpunkt der Diagnose betrug das Durchschnittsalter der Bronchuskarzinompatienten 62,5 Jahre (Angehörige der Schicht I -E II: 68 Jahre, Schicht III: 66 Jahre, Schicht IV: 64 Jahre, Schicht V: 63 Jahre).…”

“…Raucher der Schicht III haben im Vergleich zu Rauchern der Schicht IV -signifikant weniger (t = 2,46; 5%), aber länger (t = 2,03; 5 %) Zigaretten der Markengruppe II geraucht; -signifikant weniger (t = 2,27; 5 %) Zigaretten der Marken gruppe III konsumiert. [Vutuc et al, 1979], wurde auch in anderen Ländern festgestellt [Doll und Hill, 1950;Clemtnesen und Nielsen, 1951;Cohart, 1955;Dorn und Cutter, 1959;Graham et al, I960], Die Teerexposition der Bronchuskarzinompatienten unter scheidet sich nicht nach Schichtzugehörigkeit; beim Vergleich der einzelnen Sozialschichten zeigen sich auch keine signifi kanten Unterschiede -in der durchschnittlichen Gesamtrauchdauer; -in der Dauer der Rauchabstinenz; die Zahl der Exraucher in Schicht IV ist allerdings signifikant größer als jene in Schicht V; -in der Markengruppenpräferenz (Konsum von Zigaretten mit unterschiedlichem Schadstoffgehalt); -in der jeweils täglich konsumierten Zigarettenmenge und Konsumdauer der einzelnen Markengruppen. Die Teerexposition der Kontrollpersonen zeigt allerdings einige bedeutende schichtspezifische Unterschiede: -Angehörige der Schicht I + II haben im Vergleich zu Ange- …”

“…In einer in Österreich erstmalig durchgeführten Untersuchung [ Vutuc et al, 1979] konnte eine Abweichung der Schicht gliederung männlicher Bronchuskarzinompatienten von jener der Gesamtbevölkerung festgestellt werden: In Schichten mit niederem soziökonomischem Niveau tritt das Bronchuskarzi nom häufiger auf als in solchen mit höherem. Die Zusammenhänge zwischen Tabakkonsum und Lungen krebs sind aufgrund zahlreicher retrospektiver und prospekti ver epidemiologischer Studien seit langer Zeit bekannt [Smoking and Health, 1979], Die stärkste Beziehung zwischen Tabakrauchen und Lungenkrebs ergibt sich für das Zigaret tenrauchen.…”