Zusammenfassung
Ziel Adipositas ist im Jugendalter besonders häufig und zeigt
eine erhöhte Persistenz bis ins Erwachsenenalter auf. Bisherige Studien
konnten zwar kurzfristige Rehabilitationserfolge nachweisen, jedoch keine
ausreichende Nachhaltigkeit belegen. Langfristige Effekte lassen sich durch die
Berücksichtigung der Motivationslage erwarten. Allerdings liegen noch
keine Befunde zur Motivationslage von Jugendlichen mit Adipositas vor. Diese
Studie untersuchte psychologische Kennwerte und den Body-Mass-Index-standard
deviation score (BMI-SDS) von Jugendlichen mit Adipositas in
Abhängigkeit des Motivationsstadiums und Alters.
Methode In die Querschnittstudie konnten N=127 Jugendliche mit
Adipositas eingeschlossen werden, die zu einer stationären,
rehabilitativen Behandlung aufgenommen wurden. Unterschiede im BMI-SDS und in
der selbst-berichteten psychischen Gesundheit wurden in 2-faktoriellen
Kovarianzanalysen mit dem Faktor „Motivationsstadium“ (Intender
vs. Actor), dem Faktor „Altersgruppe“ (12–14 vs.
15–17 Jahre) und der Kovariate „Geschlecht“ bestimmt.
Hierbei wurde das Motivationsstadium durch den neu entwickelten Fragebogen zur
Einteilung in Motivationsstadien (MoS) ermittelt.
Ergebnisse Intender zeigten ungünstigere Ausprägungen im
Krankheitsmanagement und in volitionalen Kennwerten. Bei Jüngeren war
der BMI-SDS niedriger sowie motivationale und volitionale Kennwerte geringer
ausgeprägt. Schließlich waren junge Intender durch ein
Risikoprofil in psychischen Auffälligkeiten gekennzeichnet.
Schlussfolgerung Die Befunde liefern wichtige Hinweise für die
Konzeption motivationsstadienspezifischer Schulungsprogramme und untermauern
erneut die Notwendigkeit altersgerechter Maßnahmen im Jugendalter.