Der Neue Materialismus und verwandte Strömungen werfen den Sozialwissenschaften vor, in ihrer Forschung die Rolle der Dinge und der Materialität zu vernachlässigen. Es wird eine neue Ontologie und Epistemologie vorgeschlagen, die mit dem Versprechen eines besseren Verständnisses des weltlich Gegebenen und seiner Prozesse verbunden ist. Der Beitrag erkennt die Notwendigkeit einer Korrektur oder Komplexitätssteigerung der Gesellschaftsanalyse und der soziologischen Forschung an, weist aber die Schärfe der Kritik wie auch ihre grundlegenden Argumente zurück. Dagegen erinnert er an die in der interpretativen Wissenssoziologie etablierte Konzeption von Objekten und Materialität und plädiert für eine materialitätssensible soziologische Forschung in einer solchen Perspektive, mit besonderem Augenmerk auf die Diskursforschung. Dazu werden zunächst zentrale kritische Argumente gegen den Neuen Materialismus und verwandte Richtungen in der Soziologie vorgestellt. In einem zweiten Schritt wird erörtert, wie Fragen der Materialität in der Wissenssoziologie behandelt werden können (und wurden). In einem dritten Schritt wird untersucht, wie Materialität in der wissenssoziologischen Diskursforschung zum Tragen kommt.