Soziologische Prozessforschung – aktuelle Methoden und Konzepte

Abstract

Doppelbesprechungen werfen die Frage auf, was beide Werke eigentlich miteinander verbindet. Zunächst stechen drei Gemeinsamkeiten ins Auge. Es handelt sich hier um Sammelbände, beide sind 2015 erschienen und tragen den Begriff "Prozess" im Titel. Die Liste der offensichtlichen Unterschiede ist länger. Während der von Rainer Schützeichel und Stefan Jordan (kurz: SJ) edierte Band auf Deutsch erschienen ist, die Beitragenden ausschließlich deutschsprachig sind und die Sammlung der Texte einer "interdisziplinären Bestandsaufnahme" (SJ: 1) dient (wenn auch mit einem soziologischen Übergewicht), ist das von Andrew Bennett und Jeffrey T. Checkel (kurz: BC) herausgegebene Buch englischsprachig, arbeiten die ausschließlich männlichen Verfasser an Forschungseinrichtungen in Norwegen, Kanada, der Schweiz sowie den USA und schließen die Texte in erster Linie an politikwissenschaftliche Diskussionen an. Während SJ eher grundlagentheoretisch angelegt ist, weil es den diffusen Prozessbegriff aus verschiedenen Perspektiven in den Blick nimmt, ist BC ein konsequent methodologisches Buch, das anhand ausgewählter Studien die explanatorischen Chancen und Grenzen des Process Tracing aufzeigt. Während SJ also eindrücklich die Breite und Vielfalt der soziologischen, philosophischen, ökonomischen und geschichtswissen-Anmerkung: Die Reihenfolge der Autoren ist alphabetisch. Beide Autoren haben im gleichen Umfang zu dieser Sammelbesprechung beigetragen.

Prozessuales Erklären

“…Man denke an den "bürokratischen Teufelskreis" (Crozier 1968), an die Konzepte der Landnahme (Dörre 2011 für einen Überblick) und Schismogenese (Bateson 1985) oder an Doppelbinderprozesse (Elias 1983: 83-86) und selbsterfüllende Prophezeiungen (Merton 1948). Der Werkzeugkasten soziologischer Theorien ist in prozessu aler Hinsicht bereits gut gefüllt, wenngleich sich sein In halt in einer "labyrinthischen Bibliothek" verstreut findet (Abbott 2006: 65 (Aljets & Hoebel 2015).…”