Hintergrund: Procain besitzt wie das strukturverwandte Cocain zentralnervöse Wirkungen unabhängig von seinem lokalanästhetischen Effekt. Procain-Infusionen werden Patienten mit psychovegetativen Störungen seit Jahrzehnten verabreicht, zumeist im Rahmen einer Neuraltherapie. Untersuchungen zur Wirksamkeit einer alleinigen Gabe von Procain im Praxisalltag stehen aus. Patienten und Methoden: Im Rahmen einer Anwendungsbeobachtung (AWB) wurde bei 56 Patienten aus 3 Arztpraxen die Wirkung von intravenösen Procain-Infusionen (1-3 Ampullen à 5 ml einer 2%igen Procain-Lösung in 250 ml Natriumchlorid pro Arztbesuch) auf das somatische und psychovegetative Befinden dokumentiert. Hierzu wurde ein validierter, 21 Fragen umfassender Befindlichkeitsskalierungsfragebogen verwendet, den die Patienten vor Beginn und nach 1, 2, 4 und 6 Monaten ausfüllten. Neben der laufenden Medikation waren keine weiteren therapeutischen Maßnahmen erlaubt. Ergebnisse: Nach 4 oder 6 Monaten zeigten 42 Patienten (75%) eine Verbesserung bei den 9 positiven Items (d.h. erfragte Eigenschaften) wie «Freude», «Genussfähigkeit» oder «Schlaf»; 35 Patienten (62,5%) verbesserten sich bei den 12 negativen Items wie «Stressbelastung», «Energielosigkeit» oder «Ängstlichkeit». Diese Veränderungen waren nach 2, 4 und 6 Monaten signifikant gegenüber dem Ausgangswert. Schlussfolgerungen: Procain ruft im zentralen Nervensystem nachweislich Veränderungen in der Aktivität spezifischer Kerngebiete wie des limbischen und kortikalen Systems hervor. Die Ergebnisse dieser AWB deuten auf eine langanhaltende Verbesserung von somatischen und psychovegetativen Störungen unter der Infusion von Procain.