Dass Zeitverhältnisse nicht nur für die Konstitution von Unterricht als soziale Praxis, sondern auch für eine Analyse verschiedener Phänomene im Unterricht eine wichtige Rolle spielen, dürfte Forschenden schnell deutlich werden, wenn sie sich z.B. mit der Aufbereitung von Videodaten auseinandersetzen. Gleichzeitige Interaktionen, wie wir sie im Unterricht antreffen, werden im grundlagentheoretischen Diskurs dokumentarischer Unterrichtsforschung sowohl mit den Kategorien der Simultaneität als auch Synchronizität beschrieben. Im Beitrag problematisieren die Autoren auf einer methodologisch-methodischen Ebene die Arbeit mit diesen Kategorien. Angestoßen durch Beobachtungen in der Rekonstruktion von Sportunterricht führen sie die heuristische Strategie der ‚losen Kopplung‘ gleichzeitiger Handlungsräume ein, welche eine Ko-Präsenz simultaner und synchroner Zeitverhältnisse für die empirische Analyse in Rechnung stellt. Am Beispiel von drei Sequenzen gleichzeitiger Interaktionen beschreiben wir zum einen die Identifizierung unterschiedlicher Interaktionsanteile. Damit skizzieren sie zum anderen, wie Verhältnisse von Gleichzeitigkeit in die je kontingenten Konstitutions- und Vollzugslogiken eines interaktiven Erfahrungsraums eingelassen sind. Der Beitrag schließt mit Anschlussperspektiven für eine dokumentarische Unterrichtsforschung verstanden als praxeologische Methodologie. (DIPF/Orig.)