Die Umweltmedizin befasst sich mit den akuten und chronischen Auswirkungen von chemischen und physikalischen Umwelteinflüssen sowohl auf die objektiv messbare als auch auf die subjektiv wahrgenommene Gesundheit. Da die Einflüsse jedoch sehr komplex, stetig wechselnd und experimentell nur begrenzt untersuchbar sind, sind subjektiv wahrgenommene Kausalzusammenhänge schwer zu beweisen bzw. zu widerlegen. Patienten mit umweltbezogenen Beschwerden erleben eine unmittelbare gesundheitliche Bedrohung durch weitverbreitete chemische Substanzen oder auch Strahlungen oder Felder, die häufig durch naturwissenschaftliche Verfahren nicht valide belegt werden kann. Typische Beispiele sind die generalisierte Überempfindlichkeit auf alltägliche Chemikalien bei der multiplen Chemikaliensensibilität oder die Attribuierung von Beschwerden auf Amalgam aus Zahnfüllungen. Die geschilderten Symptome sind oft vielgestaltig, unspezifischer Natur und zeigen einen hohen Grad an Überschneidungen mit dem Symptomspektrum anderer, auch primär nicht umweltbezogener unklarer Syndrome. Auf der Basis moderner psychosomatischer Konzeptualisierungen können solche unklaren umweltbezogenen Syndrome am ehesten als somatoforme Störungen betrachtet und entsprechend behandelt werden. Besonders ist dabei -neben der hohen psychischen Komorbidität -auf dysfunktionale Kognitionen, Emotionen und Verhalten und die oft massiv eingeschränkte Lebensqualität zu achten.
AbstractEnvironmental medicine focuses on acute and chronic effects of chemical and physical environmental influences on health as measured objectively and perceived subjectively. Since these influences are very complex, continuously changing and only partially accessible in scientific experiments, subjective causal attributions can be difficult to prove or disprove. Patients with symptoms attributed to environmental triggers perceive health threats from commonly used chemical agents or electromagnetic radiation, frequently without objective findings. Typical examples are "multiple chemical sensitivity (MCS)", a generalized self-reported hypersensitivity towards ubiquitous chemicals, or "amalgam sensitivity", where symptoms are attributed to amalgam from dental fillings. Here, the reported symptoms are almost invariably unspecific and show a high overlap with other medically unexplained syndromes. Based on modern psychosomatic conceptualizations, many environment associated illnesses can be regarded as somatoform disorders and treated as such. Apart from a high psychiatric comorbidity, special attention should be paid to dysfunctional cognitions, emotions and behaviour, and the patient's often limited quality of life.