Zusammenfassung Zahlreiche Studien haben die Bedeutung der Polysomnographie in der Prävention und Risikogruppen‐Einstufung des plötzlichen Kindstodes in Frage gestellt. Diese Einschränkung gilt nur für die bisher geübte Praxis, lediglich die kardiorespiratorischen Parameter der Polysomnographie in der Ermittlung des SIDS‐Risikos zu berücksichtigen. Hieraus ergibt sich die Frage, ob Kinder mit einem hohen anamnestischen Risiko für SIDS oder mit einem erhöhten Apnoe‐Index im Vergleich mit gesunden Säuglingen unterschiedliche Ergebnisse in der Spektralanalyse der EEG‐Hintergrundaktivität der verschiedenen Schlafstadien aufweisen und ob diese Methode einen zusätzlichen Beitrag zur Erfassung des SIDS‐Risikos leistet.
In unserer Studie überprüften wir die Beziehung zwischen der EEG‐Power von Säuglingen mit hohem anamnestischen SIDS‐Risiko wie auch hohem Apnoe‐Index mit einer Kontrollgruppe. In der vorliegenden Untersuchung wurde das Schlaf‐EEG von 96 Säuglingen im Konzeptionsalter von 36 bis 49 Wochen untersucht. Artefaktfreie EEG‐Perioden mit REM‐ und Non‐REM‐Schlaf wurden einer Signalanalyse mittels Fast‐Fourier‐Transformation unterzogen. Zwecks Datenreduktion wurde die Analyse auf eine Elektrodenposition (C3: central left) beschränkt, und es wurden folgende Frequenzbereiche analysiert: Delta: 1 – 3,9 Hz; Theta: 4 – 7,9 Hz; Alpha: 8 – 12,9 Hz; Beta 1: 13 – 17,9 Hz; Beta 2: 18 – 24 Hz.
Es ließen sich keine statistisch signifikanten Unterschiede in der EEG‐Power zwischen der Gruppe mit hohem oder niedrigem anamnestischem SIDS‐Risiko ermitteln. Ebenso konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen der Gruppe mit hohem und niedrigem Apnoe‐Index dargestellt werden.
Wir halten dennoch Multicenter‐Longitudinal‐Studien zur Organisation von Schlafspindeln im Verlauf des ersten Lebensjahres von Säuglingen mit hohem und niedrigem SIDS‐Risiko für angebracht, um das individuelle SIDS‐Risiko anhand der EEG‐Hintergrundaktivität zu ermitteln.