III.2 Öffentliche Güter und kollektives Handeln III.2.1 Ursprung und Definition Mancur Olson (1965) ist einer der ersten und prominentesten Wissenschaftler, welcher das Problem kollektiven Handelns dargestellt hat. Er hat ein grundlegendes Paradox kollektiven Handelns aufgezeigt: "Außer wenn die Zahl der Individuen in einer Gruppe ziemlich klein ist [. . .] werden rationale, im Eigeninteresse handelnde Individuen tatsächlich nicht so handeln, dass ihr gemeinsames Gruppeninteresse verwirklicht wird" (Olson 2004: 2). Das Problem bei der Herstellung kollektiver Güter liegt darin, dass der Aufwand für indivi-duelleBeiträgehäufigdenNutzenübersteigt,denjedereinzelneausdemkollektiven Ertrag zurückerhält. "Im günstigsten Fall wird es dem einzelnen gelingen, die Sache in geringem (oft nicht wahrnehmbaren Maße) zu fördern. In jedem Fall wird er nur einen winzigen Anteil an dem Gewinn haben, der durch sein Handeln bewirkt wurde" (Olson 1985: 21).Folglich versteht man unter einem (reinen) Kollektivgut solche Güter, deren Konsum über zwei Eigenschaften verfügt: (a) Versagen des Ausschlussprinzips: Dies heißt ein zusätzlicher Nutzer kann vom Konsum nicht ausgeschlossen werden, egal ob er für den Konsum zahlt oder nicht. (b) Nicht-Rivalität: Der Nutzen eines Konsumenten ist nicht durch einen zusätzlichen Konsumenten beeinflusst. Beispiele für Kollektivgutprobleme, die alltäglich bekannt und für eine große Anzahl von Personen relevant ist, sind individuelle Beiträge zum Schutz natürlicher Ressourcen wie der Vermeidung von Überfischung (Hardin 1968) oder der Abholzung der Wälder (Ostrom 1990), Beiträge zum Klima-und Umweltschutz (Diekmann & Preisendörfer 2003), oder auch die Bereitschaft, Steuern zu zah-lenodersichbeipolitischenWahlenzubeteiligen(Green&Shapiro1996:47). Die oben beschriebene Spannung zwischen individueller und kollektiver Rationalität lässt sich anhand Olsons Theorie zu öffentlichen Gütern und kollektivem Handeln in spieltheoretischer Notation folgendermaßen darstellen (vgl. Kapitel II.2). Hier übernehmen wir die mathematische Notierung des sogenannten voluntary contribution mechanism (VCM) (Isaac et al. 1984), die Anmerkung: Wir danken Pauline Kleinschlömer, Joshua Hellyer und Tuğba Subaşıoğlu für die hilfreiche Unterstützung beim Korrekturlesen und Formatieren dieses Beitrags.