Zusammenfassung: Zielsetzung: Chemsex bedeutet Substanzkonsum im sexuellen Kontext und ist mit Männern, die Sex mit Männern haben assoziiert. Typische Substanzen sind Methamphetamine, GHB/GBL, Ketamin und Mephedron. Chemsex ist mit psychischer Belastung assoziiert. Internalisierte Homonegativität gilt als Erklärungsansatz. Die Studie überprüft die Hypothese, ob Chemsex-Verhalten mit einem höheren Ausmaß an psychischer Belastung und internalisierter Homonegativität einhergeht und welche Rolle georeferenzierte Dating-Apps bei Chemsex-Konsumenten spielen. Methodik: Die Datenerhebung erfolgte als Onlineumfrage. Es wurden Daten zu Depressivität (PHQ-9), Somatisierung (PHQ-15) und generalisierter Angst (GAD 7) und internalisierter Homonegativität (Reaction to Homosexuality Scale) erhoben. Ergebnisse: N=280 berichteten von Chemsex (CS), N=534 konsumierten andere Substanzen im sexuellen Kontext, N= 170 konsumierten im sexuellen Kontext nicht (NSSK). Es zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen CS und NSSK bei der Somatisierung. CS wies ein signifikant geringeres Ausmaß internalisierter Homonegativität auf. CS nutzten signifikant häufiger georeferenzierte Dating-Apps. Schlussfolgerung: Internalisierte Homonegativität war unter Chemsex-Konsumenten am geringsten ausgeprägt und scheint Chemsex-Verhalten nicht zu begünstigen. Die psychische Belastung war erhöht. Möglicherweise tragen soziale Normierungsprozesse, verstärkt durch die Verwendung von Dating-Apps, zur Erklärung von Chemsex bei.