Die Frage nach der Quelle von Freiheit ist, angesichts einer wesentlich durch neoliberalistische Lebens- und Wirtschaftsmodelle ausgelösten planetarischen Krise, zu einer Herausforderung der vorwiegend individualistischen Grundlage pädagogischer Theorie geworden. Wir stellen dieser unter dem Titel der „kulturellen Resilienz“ einen relational-transformatorischen bildungstheoretischen Ansatz gegenüber, in dessen Zentrum eine relationale Freiheitstheorie steht. Im Rahmen einer agentiell-realistischen (Barad 2012) Reinterpretation soziologischer Resilienztheorie (Brown 2015) verorten wir Freiheit im Spannungsfeld aufeinander bezogener Momente der Rootedness als Praxis eines sinnlich-leiblichen und zugleich kritisch-ästhetischen Gewahrwerdens von Entanglement (versus desengagierte Rationalität), Resourcefulness als diffraktionale (versus reflexive) umgestaltende Praxis der Hervorbringung von Welt, sowie „Resistance“ als performative und strukturbildende intra-aktionale, d.h. aus Relationierungen (versus abstrahierende Distanz) hervorgehende Praxis der Kritik. „Freiheit“ wird demnach bildungstheoretisch wie pädagogisch nicht durch eine Position außerhalb von Bindungen verwirklicht, sondern durch die Möglichkeit, bindende Strukturen innerhalb materieller Kollektive und kultureller Apparate neu zu konfigurieren.