Die Einführung eines trigonalen Boratoms in den Kern eines polyaromatischen Kohlenwasserstoffs (PAH) ist ein äußerst leistungsfähiges Werkzeug, um organische Gerüste mit optoelektronischen Eigenschaften und optimaler Verdichtung im festen Zustand zu versehen. Bor-dotierte PAHs (B-PAHs) lassen sich jedoch aufgrund ihrer schlechten Löslichkeit oft schlecht verarbeiten. Die Verzerrung des Molekülgerüsts ist eine geeignete Strategie, um die Löslichkeitseigenschaften von B-PAHs zu verbessern und gleichzeitig gute Stapelungseigenschaften und eine ausreichende elektronische Konjugation zu erhalten. Eine extreme Verzerrung der Molekülstruktur kann bei schraubenförmigen PAHs erreicht werden, nämlich bei Helicenen, bei denen es sich um schraubenförmige, inhärent chirale Polyzyklen handelt, die aus orthofusionierten aromatischen oder heteroaromatischen Ringen bestehen. Es wird erwartet, dass das Vorhandensein einer Helixstruktur in B-PAHs ihre physikalisch-chemischen Eigenschaften stark beeinflusst und zu Verbindungen führt, die sich durch besondere Merkmale auszeichnen, die für Anwendungen in funktionellen Materialien der nächsten Generation vielversprechend sind. Trotz des großen Potenzials dieser Verbindungsklasse sind in der Literatur nur wenige Beispiele für Borahelicene bekannt, die hauptsächlich aus Strukturen auf der Basis von Carbohelicenen bestehen. Die beträchtliche strukturelle Vielfalt, die durch die Einführung verschiedener Bora-Heterocyclen (Oxaborin, Borol, Borepin) und anderer heteroaromatischer Ringe (Thiophen, Furan, Pyrrol) in dasselbe helikale Gerüst erreicht werden kann, deutet jedoch darauf hin, dass eine große Vielfalt von Verbindungen mit faszinierenden Eigenschaften über derzeit unerforschte synthetische Wege zugänglich sein könnte. Der Entwurf, die Synthese und die Untersuchung der Eigenschaften neuer Boraheterohelicene (BHHs) ist daher ein wichtiges Forschungsthema und Gegenstand dieses PhD-Projekts, das darauf abzielt, mehrere BHHs mit struktureller Vielfalt zu erhalten, sowie ihre Reaktivität, elektrochemischen und photophysikalischen Eigenschaften zu untersuchen, um ihr Potenzial als Bausteine für die Materialwissenschaft besser zu verstehen. Die Arbeit wurde zum Teil an der Universität Mailand in den Labors von Prof. Emanuela Licandro und zum Teil an der Goethe-Universität Frankfurt am Main unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Wagner im Rahmen eines Co-Tutelle-Programms durchgeführt. Aufgrund der langjährigen Erfahrung der Gruppe von Prof. Licandro in der Synthese von Tetrathiahelicenen (7TH) und der Gruppe von Prof. Dr. Wagner in der Synthese von Bor-dotierten PAHs (z.B. Borhelicen 4BH) habe ich dieses Promotionsprojekt konzipiert, um eine Reihe von Thiahelicenen zu entwickeln, die eine oder mehrere B-OBindungen im Helixgerüst enthalten.