Polyethylen (PE) ist der weltweit am häufigsten verwendete Kunststoff und trägt erheblich zur Kunststoffabfallkrise bei. Ein mikrobieller Abbau von PE in natürlicher Umgebung ist unwahrscheinlich, da die gesättigten Kohlenstoff‐Kohlenstoff‐Grundgerüste inert sind und von Enzymen nur schwer abgebaut werden können, was die Entwicklung einer biokatalytischen Recyclingmethode für PE‐Abfälle erschwert. In diesem Artikel demonstrieren wir die Depolymerisation von niedermolekularem PE (LMWPE) mit Hilfe einer Enzymkaskade, die eine Katalase‐Peroxidase, eine Alkoholdehydrogenase, eine Baeyer–Villiger‐Monooxygenase und eine Lipase umfasst, nachdem das Polymer mit m‐Chlorperoxybenzoesäure (mCPBA) und Ultraschall chemisch vorbehandelt wurde. In einem präparativen Experiment mit vorbehandeltem Polymer im Gramm‐Maßstab konnte mittels GC‐MS‐ und Gewichtsverlustbestimmungen ein Polymerabbau von ~27 % bestätigt werden. Dabei wurde die Bildung von funktionalisierten Molekülen mittlerer Größe wie ω‐Hydroxycarbonsäuren und α,ω‐Carbonsäuren erreicht. Zusätzliche Analysen von LMWPE‐Nanopartikeln mittels Rasterkraftmikroskopie (AFM) zeigten, dass die enzymatische Depolymerisation die Größe dieser mCPBA‐ und enzymbehandelten LMWPE‐Nanopartikel reduzierte. Dieses katalytische Multi‐Enzym‐Konzept mit unterschiedlichen chemischen Schritten stellt einen einzigartigen Ausgangspunkt für die künftige Entwicklung biobasierter Recyclingmethoden für Polyolefinabfälle dar.