Tabakentwöhnung bei stationären Patienten mit einer Alkohol- abhängigkeit – Motivationsfaktoren und Erfolgsaussichten

Abstract

Einleitung: Die Raucherprävalenz ist bei alkoholkranken Personen überdurchschnittlich hoch. Die gesundheitliche Bedeutung der Tabakabstinenz, aber auch potentielle synergistische Effekte auf die Alkoholabstinenz legen nahe, während einer stationären Alkoholbehandlung auch eine Tabakentwöhnung anzubieten. Ziel: Untersucht wurden die Aufhörbereitschaft und der Abstinenzerfolg nach einer Raucherentwöhnung während einer sechswöchigen stationären Alkoholismustherapie bei alkoholkranken Personen mit zusätzlicher psychiatrischer Komorbidität. Methodik: 90 von 94 Personen eines Behandlungsjahrgangs nahmen an der Untersuchung teil. Sie durchliefen eine Psychoedukation zur Tabakabhängigkeit und hatten nachfolgend die Gelegenheit, eine Raucherentwöhnungsgruppe zu besuchen. Erfasst wurden soziodemographische Daten, Motivation sowie die Abstinenzquoten von Tabak und Alkohol am Ende und drei Monate nach der Therapie. Ergebnisse: Wichtige Motivationsgründe für eine Tabakabstinenz sind die Vorteile des Nichtrauchens. 40 % (n = 28) der rauchenden Patienten (n = 69) ließen sich zu einer Tabakentwöhnung motivieren, 25 % (n = 7) schlossen die Behandlung abstinent ab. Auch wenn keiner der Patienten über drei Monate tabakabstinent blieb, so war doch der Anteil alkoholrückfälliger Patienten in der Raucherentwöhnungsgruppe niedriger (21,4 %; n = 6/28) als bei den übrigen Patienten (29,3 %; n = 12/41)). Diskussion: Die Tabakentwöhnung im Rahmen einer stationären Alkoholismusbehandlung scheint nicht von Nachteil für die Patienten zu sein. Bei der Einführung eines Therapieangebotes sollten motivationale Faktoren, Bewältigungsfertigkeiten für rückfallgefährliche Situationen sowie Begleitsymptome komorbider Störungen stärker im Vordergrund stehen als bei anderen Rauchern.

Smoking Cessation Program for Inpatients with Substance Use Disorder: A Quasi-Randomized Controlled Trial of Feasibility and Efficacy

“…Our findings also suggest that ongoing treatment with NRT should be provided, but that lower intensity cognitive therapy, that is, shorter sessions, might be sufficient. We support the opinion of experts in this field, that is, that treatment of nicotine dependence in patients with comorbid SUD is important and advisable [10,16,34] . However, it should be noted that treatment should be maintained after discharge from hospital.…”

“…Also, findings implicate that mental health recovery is not jeopardized by smoking reduction or cessation [14] . In fact, sobriety from other addictions seems to be rather improved by nicotine withdrawal, and participation in smoking cessation programs is recommended during treatment of the primary addiction [5,16,17] . This opinion is supported by a larger body of literature, although some studies are contradictory [18,19] .…”

“…The aforementioned guidelines for smoking cessation [10,11] recommend that interventions in tobacco-dependent patients with a mental illness combine psychotherapeutic techniques and supportive medication (e.g., nicotine replacement therapy, NRT). The effectiveness of such programs is widely believed to increase with the intensity (i.e., duration and frequency) of the treatment [11] , and cognitive behavioral interventions may be effective, particularly in short-term smoking reduction [15,16,20] . However, there is evidence that even minimal counselling (e.g., physician advice) has similar effects on cessation rates, especially as concerns long-term abstinence from cigarettes [21,22] .…”

Ergebnisse einer stationären Rauchentwöhnung bei Suchtpatienten im Rahmen einer 3-wöchigen, qualifizierten Entzugsbehandlung

“…Die Teilnahmebereitschaft in dieser Studie liegt damit auf ähnlich hohem Niveau wie bei anderen Studien, die eine Rauchentwöhnung im Rahmen eines 3-bzw. 6-wöchigen Alkoholentzugsprogramms untersuchten [21][22][23]. Somit kann davon ausgegangen werden, dass tabakabhängige Suchtpatienten sehr gut im Rahmen einer qualifizierten Entzugsbehandlung für ein Rauchentwöhnungsprogramm motivierbar sind.…”

“…Bezogen auf den Entlasszeitpunkt ist unsere erreichte Tabakabstinenzrate von 26,1 % vergleichbar mit anderen Studien, die eine Rauchentwöhnung mit einer kognitiv-behavioralen Gruppentherapie und Nikotinersatztherapie im Rahmen eines 6-wöchigen qualifizierten Alkoholentzugsprogramms untersucht hatten [13,21,22]. Bei der Tabakabstinenz beim Follow-up zeigte sich in unserer Studie mit 16,3 % eine höhere Tabakabstinenzrate als in vergleichbaren Publikationen aus dem deutschsprachigen Raum [21,22]. Auch in einer Übersichtsarbeit von Baca und Yahne [26], in der Rauchentwöhnungsstudien mit einer Kombinationstherapie aus Verhaltenstherapie und medikamentöser Unterstützung untersucht wurden, zeigten sich lediglich Abstinenzquoten von 7,5-11 % bei einer Follow-up-Dauer von 3-4 Monaten.…”