ZusammenfassungDerzeit ist die metabolische/bariatrische Chirurgie die einzige evidenzbasierte Therapie, die bei einem Großteil der morbid adipösen Patienten zu einer relevanten und nachhaltigen Gewichtsabnahme und Verbesserung der Adipositas-assoziierten Morbidität führt. Das historische Konzept, dass die dominanten zugrundeliegenden Mechanismen der bariatrischen/metabolischen Chirurgie eine Nahrungsrestriktion (durch Verkleinerung des Magens) und eine Malabsorption von Makronährstoffen (durch einen intestinalen Bypass der oralen Dünndarmabschnitte) sind, ist mittlerweile widerlegt.Grundlagenwissenschaftliche Studien konnten zeigen, dass der Darm als physiologische Schaltzentrale dient und nach anatomischer Umstellung, wie beispielsweise nach einer Magenbypass-Operation, veränderte neuronale und endokrine Signale an unterschiedliche Organsysteme aussendet.Es existiert eine robuste, spezies-übergreifende Datenlage, dass es nach metabolischer/bariatrischer Chirurgie zu einer nachhaltigen Veränderung des Mikrobioms kommt. Insgesamt ist eine erhöhte Vielfältigkeit der Bakterienstämme mit einer häufigen Reduktion von Firmicutes und Bacteroidetes und eine Erhöhung von Proteobakterien beschrieben. Dabei scheint die Veränderung des Mikrobioms Chirurgie- und Prozeduren-spezifisch und nicht Folge der erreichten Gewichtsabnahme zu sein. Die biologische Relevanz konnte mehrfach experimentell in konzeptionellen Beweisstudien (Mikrobiomtransfer) gezeigt werden. Experimentelle Daten legen nahe, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms nicht nur durch die Operation selbst verändert wird und damit unterschiedliche Systeme (entero-endokrin, Darmbarriere, Konjugation von Gallensäuren) maßgeblich beeinflusst, sondern auch einen Einfluss auf den Wirkungsgrad der Operation selbst zu haben scheint. Trotzdem sind die verfügbaren Daten meist nur beschreibend und zeigen Assoziationen auf. Den Einfluss des veränderten Mikrobioms auf das gesamte Metabolom und vice versa ist bisher nur unzureichend verstanden und muss in weiterführenden Studien weiter untersucht werden.