ZusammenfassungEin 2,5-jähriger, kastrierter Europäisch-Kurzhaar-Kater, der 8 Tage zuvor wegen einer FLUTD behandelt worden war, wurde nachts aufgrund Apathie und Anorexie vorgestellt. Röntgenaufnahmen, EKG, Blutdruckmessung und Echokardiografie ergaben linksventrikuläres kongestives Herzversagen, linksventrikuläre konzentrische Muskelhypertrophie, Vorhofstauung links, fortgeschrittene diastolische Dysfunktion, Hypotension und vagotonusabhängige Sinusbradykardie mit AV-Block 1. Grades und Rechtsschenkelblock. NT-ProBNP- und Troponin-I-Konzentrationen waren stark erhöht (NT-ProBNP > 1500 pmol/l, Troponin I 32,87 ng/ml). Die Verdachtsdiagnose lautete akute Myokarditis. Die PCR auf Bartonella henselae verlief negativ, für Toxoplasma gondii wurden ein negativer IgM- und ein IgG-Antikörpertiter von 1:32 (Referenzbereich < 1:32) bestimmt, eine spätere Kontrolle des IgG-Titers lieferte einen negativen Befund. FeLV- und FIV-Schnelltest waren negativ. Ein Test auf Coronavirus erfolgte nicht, da die Katze geimpft war. Eine metastatische Infektion von dem zuvor aus dem Harn isolierten Keim Proteus mirabilis erschien möglich. In Erwägung gezogen wurde auch eine Überempfindlichkeitsreaktion auf Medikamente oder eine stressinduzierte Myokarditis. Die Katze wurde stationär mit Furosemid (initial und später im Verlauf), Theophyllin initial, Dauertropfinfusion von Ringer-Laktat-Lösung, Pimobendan und Zusatz von Enrofloxacin zur bestehenden Gabe von Amoxicillin/Clavulansäure behandelt. Nach 4 Tagen zeigte der Patient ein gutes Allgemeinbefinden und einen Blutdruck im Referenzbereich. Die linksventrikuläre Muskelhypertrophie war rückläufig, die diastolische Dysfunktion und die Vorhofstauung hielten an. Im Verlauf von 8 Wochen normalisierten sich die echokardiografischen Befunde und die Herzmarker weitestgehend. Alle Medikamente konnten sukzessive abgesetzt werden. Bei der Abschlussuntersuchung nach 7 Monaten ließen sich keine kardialen Veränderungen mehr nachweisen.