The Middle European Journal of Medicine
Rauchverbot ohne Kompromisse ist der einzige Weg aus der MisereDie österreichische Gesundheitspolitik gibt bis dato im Hinblick auf den Umgang mit dem Tabakkonsum ein mehr als klägliches Bild. Die aktuellen Zahlen deuten auf ein Versagen auf allen Linien, das mittlerweile auch international als solches wahrgenommen wird. Zu Recht prangert Neuberger [1] in seinem Artikel in dieser Ausgabe der Wiener Klinischen Wochenschrift die eklatanten Versäumnisse in der Eindämmung der Tabakepidemie an. Wenn hierzulande lediglich die Warnhinweise auf den Zigarettenpackungen und die Einhaltung des Tabakwerbeverbots dem internationalen Standard der Tabakprävention entsprechen, darf es nicht wundern, dass Österreich diesbezüglich mittlerweile die traurige Berühmtheit eines Schlusslichts in Europa erlangt hat. Besonders alarmierend ist dabei die ungebremste Entwicklung beim "Rauchernachwuchs", die in dieser Form europaweit nahezu unikat ist. Wenn heute der Raucheranteil der 16-bis 17-jährigen bereits den der Erwachsenen übertrifft, zeichnet sich für die Zukunft eine dramatische Entwicklung mit nicht nur gesundheitlichen sondern auch volkswirtschaftlichen Konsequenzen ab. Die rasche Verschiebung des Rauchkonsums in Richtung Jugendalter bringt bisher kaum in Betracht gezogene, beunruhigende Aspekte, denn noch nie war die Rate an sehr jungen Menschen, die bereits regelmäßig und in relevanter Quantität aktiv rauchen, so hoch wie heute. Wiewohl die zahlreichen, zum Teil gravierenden Auswirkungen von Passivrauch auf die intrauterine, die frühkindliche und kindliche Entwicklung seit vielen Jahren hinlänglich bekannt sind, kann noch niemand sagen, welche Auswirkungen der frühe, aktive Tabakkonsum auf den noch im Wachsen befindlichen Organismus hat [2, 4-6]. Umweltpathologen warnen heute vor "neuen" früh-degenerativen Erkrankungsformen und vor einem drastischen Anstieg von Malignomen im späteren Leben von Menschen, die früh quantitativ zu rauchen begonnen haben [7]. Die demographischen Daten der österreichischen Raucherpopulation lassen leider annehmen, dass derartige, neue Erkrankungsformen gerade hierzulande zu Tage treten werden. Bereits jetzt ist bei Rauchern die in jungen Jahren bereits mehr pack-years angesammelt hatten als die früheren Generationen, ein immer früheres Einsetzen von COPD, von entzündlichen Erkrankungen, von cardiovasculären Erkrankungen und von Malignomen zu verzeichnen [7,8]. Der weibliche Organismus scheint sowohl bei den rauchassoziierten entzündlich-degenerativen Erkrankungen, als auch bei der Malignominduktion durch Tabakprodukte noch wesentlich sensibler als der männli-che zu reagieren.Die Dynamik des Tabakkonsums in Österreich war dabei keineswegs unvorhersehbar, sie stellt im Grunde nur ein Lehrbeispiel für den gesellschaftspolitischen "Spontanverlauf" von Suchtmittelkonsum dar, wenn diesem keine relevanten Maßnahmen entgegengesetzt werden. Es gab in den letzten 20 Jahren wohl immer wieder Gesundheitsminister, die mit mehr oder weniger Verve jedoch immer unter breiter U...