Zusammenfassung: Aseptische Entzündungen der gemeinsamen Fesselbeugesehnenscheide (GFBSS) treten bei Pferden häufig auf und können durch Erkrankungen der tiefen Beugesehne (TBS) oder der proximalen Manica flexoria (MF) der oberflächlichen Beugesehne ausgelöst werden. Die einfachste und schnellste bildgebende diagnostische Maßnahme ist eine ultrasonographische Untersuchung des Verdachtsbereiches. In den letzten Jahren wurden mehrere Studien zur Verbesserung der ultrasonographischen Diagnostik publiziert. Ziel der vorliegenden Studie war die Verifizierung der diagnostischen Aussagekraft von ultrasonographischen Untersuchungen im Bereich der MF und der Randbereiche der TBS innerhalb der GFBSS. Zusätzlich sollte der diagnostische Wert der Ultrasonographie hinsichtlich unterschiedlicher Anschallpositionen, Lokalisationen und Gliedmaßenpositionen im Vergleich zur Tendovaginoskopie geprüft werden. Anhand der klinischen Verdachtsdiagnose "aseptische Tendovaginitis" erfolgte eine retrospektive Auswertung von Patientendaten. Dabei wurden Pferde in die Studie einbezogen, deren Lahmheitsursache im Bereich der GFBSS lokalisiert wurde, bei denen ultrasonographisch Hinweise auf Randläsionen der TBS, Schäden der MF oder keine Schäden/Veränderungen dieser Strukturen festgestellt wurden und die daraufhin einer Tendovaginoskopie der GFBSS unterzogen wurden. Das Bildmaterial wurde retrospektiv nach einem Scoring-System einheitlich und verblindet durch zwei Tierärztinnen und einen Tierarzt bewertet. Als Vergleich für die Validierung der ultrasonographischen Befunde diente die Tendovaginoskopie. Die Einteilung erfolgte in 4 Bereiche, wobei Lokalisation 1 proximal des Fesselkopfes die Untersuchung der MF und der TBS beinhaltete. Diese Lokalisation wurde für die Untersuchung der MF zusätzlich an der aufgehobenen Gliedmaße beurteilt. Die TBS wurde zudem auf Höhe der proximalen Gleichbeine (Lokalisation 2), direkt unterhalb der Gleichbeine (Lokalisation 3) und in der Fesselbeuge (Lokalisation 4) untersucht. Zusätzlich wurden alle Lokalisationen mit nach distal gekipptem Sondengriff, also nicht-orthogonal zur Sehne ausgerichtetem Schallwellenbündel (n-og) und mit seitlicher, d.h. medialer und lateraler Positionierung B des Schallkopfes, evaluiert. Pro Lokalisation wurde für jede Schallkopfposition eine Vierfeldertafel erstellt und mittels Fischer-Yates-Test überprüft (p < 0,05). 146 Pferde erfüllten die Einschlusskriterien mit einem Durchschnittsalter von 11 ± 4 Jahren. Schäden der TBS (n = 78) wurden am häufigsten bei Springpferden (26 %) festgestellt, während Schäden der MF (n = 47) vor allem bei Freizeitpferden (26 %) und bei schweren Rassen (23 %) auftraten. Insbesondere an der Hintergliedmaße wurden deutlich mehr Erkrankungen der MF (91 %) diagnostiziert. Randläsionen der TBS wurden häufiger an den Vordergliedmaßen festgestellt (77 %). TBS-Schäden traten mit 91 % (71/78) vorwiegend am lateralen Rand auf. MF-Schäden bestanden bei 68 % (32/47) der Fälle in einer vollständigen Ruptur der MF, diese wiederum trat mit 94 % (30/32) fast imme...