Durch praparative Arbeiten der letzten Jahrzehnte ist be1 verschiedenen Elementen das Auftreten von' Oxydationsstufen festgestellt worden, die man bisher nicht kannte oder zum mindesten nicht beachtet hatte. Es wird uber die wichtigsten Ergebnisse fur die Elemente Sc,Ti, V, Cr, Mn, Fe, Co, Ni, Cu, Ag, Alkali-und Erdalkalimetalle, 6, Al, Si berichtet. Besondere Probleme bi,eten auch die negativen Ladungen einzelner Elementgruppen.Das Schwergewicht der anorganisch-chemischen Forschung hat sich in den letzten Jahrzehnten von der praparativen Arbeit , zur Messung verlagert. Physikalisch-chemische Methoden der verschiedensten Art werden zur Losung von wissenschaftlichen und technischen Problemen bei fast allen Stoffklassen herangezogen und haben sich als unentbehrlich erwiesen. Der Yunst des praparativen Arbeitens ist dabei vielfach in erster Linie die Aufgabe gestellt, die fiir eine Messung bestimmten Stoffe in mbglichst hohern Reinheitsgrade herzustellen, was freilich auch bei Iangst bekannten Stoffen oft groDe Anforderungen an das Yonnen und die Kritik des Bearbeiters stellt.Doch ist neben dieser mehr messenden Arbeitsrichtung auch der Teil der praparativen Chemie, der es sich zur Aufgabe stellt, n e u e S t of f e herzustellen, in der anorganisch-chemischen Forschung durchaus nicht eingeschlafen. Die gelegentlich geauDerte Meinung, es gabe auf dem Gebiet der anorganischen Chemie kaum noch praparative Aufgaben, die wirklich zu neuen unerwarteten Ergebnissen fiihren, schie6t sicherlich weit iiber das Ziel hinaus. Es sei allein an die groBe Entwicklung des Gebietes der Carbonyle und Nitrosyle ( W . Hieber) oder der neuartigen Silicium-Verbindungen (R. Schwarz) erinnert, um an zwei Beispielen auf sehr erhebliche Fortschritte praparativer Art hinzuweisen. Die folgenden Ausfiihrungen sollen in einer gedrangten ubersicht, die keinen Anspruch auf Vollstandigkeit macht, darlegen, wie sich das Bild, das wir iiber das Auftreten verschiedener ,,Wertigkeiten" bei einigen ausgewzhlten Elernentgruppen haben, auf Grund neuerer, vorwiegend praparativer Arbeiten geandert hat.
VorbemerkungenWenn wir als uberschrift der vorliegenden ubersicht die Bezeichnung ,,Wertigkeiten" gewahlt haben, so sollte damit an eine alteingefihrte Bezeichnung angeknljpft werden, die friiher jedem Chemiker eindeutig und klar erschien. Die Ausbildung speziellerer Vorstellungen uber die chemische Bindung hat jedoch dazu gefiihrt, da5 dieser Begriff mehrdeutig geworden ist. Wir haben zum mindesten zu unterscheiden: die O x y d a t i o n s s t u f e auf der einen, die B i n d i g k e i t auf der anderen Seite. Von der Bindigkeit, der Zahl der'Atombindungen, die von einem Atom ausgehen, sol1 hier nicht die Rede sein, sondern nur von der Oxydationsstufe, wie man sie nach der iiblichen, groben Schernatisierung erhalt (also drei fur Al im AICI,, sieben fur Mangan im YMnO,). Wir benutzert daher zur Verrneidung von MiSverstandnissen im folgenden die Bezeichnung ,,Wertigkeit" nicht und sprechen stets von ,,Oxydationsstufen".Es ist vielleicht nicht iiberfliissig, d...