Junge Erwachsene mit Typ-1-Diabetes tragen die Verantwortung für ihre Diabetestherapie weitgehend selbst, gleichzeitig genießen sie neu gewonnene Freiheiten und sind eher risikobereit. Die eigene Wohnung, Partnerschaft, Studium, Beruf und weitere Entwicklungsaufgaben stellen hohe Anforderungen. Diese sind oft schwer mit einer qualifizierten Diabetestherapie vereinbar. Nach der langjährigen persönlichen Bindung an das Team einer Kinderklinik ist der Wechsel in eine internistische Diabetesschwerpunktpraxis nicht immer reibungslos. Individuelle psychische Belastungen und ein unzureichendes Diabetesmanagement verstärken sich dabei gegenseitig. Diabetes verkörpert in diesem Lebensabschnitt genau das Gegenteil von all dem, was altersgemäß ist. Er erfordert einen strukturierten Tagesablauf, disziplinierte Ernährung, regelmäßige Arztbesuche und vorausschauendes Denken und Handeln. Die Analyse der CGM-Daten (CGM: kontinuierliche Glukosemessung [„continuous glucose monitoring“]) in der Diabetespraxis erlaubt detaillierte Einblicke in den persönlichen Alltag, die mit Scham- und Schuldgefühlen verbunden sein können. Ziel der Langzeitbehandlung ist es, alle diese Aspekte – aktuelle Lebensqualität, persönliche Ziele, Vermeidung akuter Diabeteskomplikationen und Prävention langfristiger kardiovaskulärer Folgekomplikationen – zu beachten und daraus partizipativ ein individuelles Behandlungskonzept zu entwickeln. Die wichtigste Aufgabe der Diabetespraxis ist dabei, junge Menschen auf ihrem individuellen Weg zu unterstützen, ihre Stärken anzuerkennen und sie durch Erfolge zu motivieren.