ZusammenfassungIn den letzten 10 Jahren sind „liquid biopsies“ bei gastrointestinalen Tumorerkrankungen deutlich in den Fokus der Wissenschaft und Forschung gerückt. Bei den neuen, blutbasierten Biomarkern, die unter dem Sammelbegriff der „liquid biopsies“ zusammengefasst werden, geht es in erster Linie um die Analyse von zirkulierender Tumor-DNA („circulating tumor DNA“, ctDNA), zirkulierenden Tumorzellen („circulating tumor cells“, CTC), zirkulierenden Mikrovesikeln (sog. Exosomen) und nichtkodierenden RNA-Molekülen (microRNA, miRNA). Für die klinische Nutzbarkeit sind besonders die einfache und flächendeckende Verfügbarkeit, aber auch zeitnahes Vorliegen von Ergebnissen wichtig, um auf dem Boden molekularer Analytik von „liquid biopsies“ klinische Entscheidungen treffen zu können. Hierfür bieten sich sog. Targeted-sequencing-Ansätze für die Analytik an, bei denen die Sequenzierung einzelner, ausgewählter Gene im Fokus steht, u. a. durch Nutzung hochsensitiver digitale PCR-Technologien. Durch „liquid biopsies“ können eine Reihe relevanter Fragestellungen adressiert werden. Neben der nichtinvasiven Diagnostik, beispielsweise bei technisch für eine Punktion schwierig zugänglichen Tumoren, sind die Überwachung unter Therapie und das Erkennen einer minimalen Resterkrankung, beispielsweise nach kurativer Therapie eines Pankreas- oder kolorektalen Karzinoms, mögliche Einsatzgebiete. Der aktuelle Stand der Wissenschaft zu „liquid biopsies“ im Feld der gastrointestinalen Onkologie mit besonderem Fokus auf das Pankreas- und kolorektale Karzinom wird in dieser Übersichtsarbeit adressiert. Handelt es sich bei „liquid biopsies“ um einen vorübergehenden Hype, oder könnte deren Einsatz bald klinischer Routine werden?