ZusammenfassungIn Österreich wird die psychotherapeutische Versorgung im niedergelassenen Bereich finanziell über die Kostenzuschussregelung und kassenfinanzierten Psychotherapiestunden geregelt. Die vorliegende Studie untersucht, inwiefern sich der Anteil an selbstfinanzierten und kassenfinanzierten Psychotherapieeinheiten über die Jahre 2017–2020 unter Berücksichtigung des sozioökonomischen/krankheitsbezogenen und behandlungsbezogenen Status verändert hat. Hierfür wurde eine Stichprobe von 6387 Patient*innen mit psychischen Störungen im Rahmen einer stationären Behandlung befragt.Der größte Teil (70 %) der Patient*innen ist seit mehr als zwei Jahren an einer psychischen Störung erkrankt und hatte bereits einen stationären Aufenthalt (46 %) oder ambulante psychotherapeutische Behandlung (82 %) in Anspruch genommen. Im Zuge der ambulanten psychotherapeutischen Vorbehandlung haben 45 % der Patient*innen einen Kassenplatz für Psychotherapie erhalten. Von den Patient*innen, die die Psychotherapie privat finanziert haben, hat der Großteil der Patient*innen (72 %) für eine psychotherapeutische Behandlung bis zu 100 € bezahlt – bei einem Anteil von 70 % von Patient*innen, die vor der stationären Behandlung arbeitsunfähig waren und 39 % von Patient*innen, deren monatliches Einkommen weniger als 1000 € ausmacht. Die Studiendaten zeigen auch, dass sich der Anteil der Patient*innen, die eine kassenfinanzierte Psychotherapie in Anspruch nehmen konnten seit 2017 nicht erhöht hat.Die vorliegende Studie verdeutlicht, dass die Inanspruchnahme von ambulanter Psychotherapie und Kassenplätzen für Psychotherapie bei Patient*innen mit chronisch psychischen Erkrankungen in den letzten vier Jahren, trotz Erhöhung des Kassenzuschuss im Jahr 2018 und etwaiger Aufstockungen an Kassenplätzen, unverändert geblieben ist. Angesichts der limitierten Kassenplätze ist deshalb ein transparentes System für die Zuteilung von Kassenplätzen zu fordern, um die Inanspruchnahme von ambulanter Psychotherapie bei allen Patient*innen mit chronischen psychischen Erkrankungen zu ermöglichen.