Der Diabetes mellitus Typ 2 ist eine chronisch progrediente Erkrankung, charakterisiert durch Insulinresistenz und zunehmendes Beta-Zellversagen. Während das Ausmaß der Insulinresistenz in der Regel nur mäßigen Schwankungen unterliegt, bedingt primär das progrediente Beta-Zellversagen die Notwendigkeit der Therapieeskalation im Verlauf des Diabetes mellitus. Die Indikation zur Insulintherapie bei Typ-2-Diabetes besteht bei Versagen einer oralen Therapie, kann unter bestimmten Gegebenheiten aber auch Primärtherapie sein. Sondersituationen, wie Infektionserkrankungen, chirurgische Eingriffe oder Gestationsdiabetes können weitere Indikationen für den Beginn einer dann zumindest vorübergehenden Insulintherapie sein. Der Therapieeinstieg mit einem Basalinsulin (in Kombination mit oralen Antidiabetika) ist sinnvoll bei erhaltener Beta-Zell-Restfunktion. Der Ausbau hin zu einer Basis-Bolus-Therapie (intensiviert konventionelle Therapie) wird notwendig bei zunehmendem Beta-Zellversagen und imitiert in physiologischer Form das normale Sekretionsmuster der Beta-Zelle. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Mischinsulintherapie (konventionelle Therapie) eine Alternative darstellen. Je nach Ausmaß der Stoffwechselentgleisung und Insulinresistenz variiert die Einstiegsdosis in einem Bereich von 0,15-0,5 E/kg KG. Zirka 40-50 % sind als Basalinsulin und 50-60 % als Mahlzeiteninsulin (prandiales Insulin) notwendig. Die Insulindosisanpassung (Titration) muss systematisch erfolgen, in der Regel zunächst mit der Optimierung des Nüchternblutzuckerwertes, gefolgt von präprandialen Blutzuckerwerten, zuletzt die postprandialen Blutzuckerwerte. Die Wahl des Therapie-Regimes und des Insulintyps muss nach individuellen Kriterien, das heißt nach Blutzuckertagesprofil, Alter, Diabetesdauer, persönlichen Fähigkeiten, Lebensumständen, Compliance und dem individuellen Therapieziel getroffen werden.In Deutschland werden 27 % aller Diabetiker mit Insulin behandelt, davon 16 % in Monotherapie und 11 % in einer Kombination mit oralen Antidiabetika (1). Die Einstellungsqualität vieler Patienten mit Typ-2-Diabetes ist insgesamt jedoch nicht ausreichend und erfüllt nur selten die empfohlenen Therapieziele der Deutschen Diabetes Gesellschaft (Tab. 1). So haben nur zirka 40 % der Diabetiker HbA 1c -Werte unter 7 % und nur 26 % einen HbA 1c unter 6,5 % (2). Eine Analyse der Daten zeigt, dass insbesondere die Umstellung auf Insulin häufig zu lange herausgezögert wird. So beträgt die durchschnittliche Diabeteslaufzeit bis zum Beginn einer Insulintherapie in Deutschland über neun Jahre. In den letzten wenigen Jahren haben neue Insuline sowie ein besseres Verständnis bezüg-lich der Pathophysiologie des Typ-2-Diabetes mellitus die Optionen hinsichtlich eines praktikableren und effektiveren Einsatzes von Insulin für niedergelassene Ärzte erheblich verbessert. Diese Übersicht beschreibt die Pathophysiologie von basaler und prandialer Insulinsekretion bei Typ-2-Diabetes, diskutiert die Indikationen der Insulintherapie, beschreibt die Charakteristika zur Verf...