Bearbeitung von Psychotherapienebenwirkungen stellt hohe Anforderungen an Therapeuten. Grundsätzlich gilt zudem, dass es psychologische Barrieren gibt, negative therapeutische Entwicklungen wahrzunehmen und dem eigenen therapeutischen Handeln zuzuordnen. Dazu trägt bei, dass dieses Thema bislang in der Ausbildung eher wenig Beachtung findet und kaum systematisch abgehandelt wird. Um den eventuellen Handlungsbedarf abschätzen zu können, sind Daten von Interesse zu den einschlägigen Einstellungen und Kenntnissen von Therapeuten in Ausbildung. Methode: In einem halbstrukturierten Interview wurden 100 Psychotherapeuten in Ausbildung mit dem Schwerpunkt Verhaltenstherapie zu Nebenwirkungen ihrer Arbeit befragt. Die Therapeuten machten Angaben zur Qualität, Häufigkeit und den möglichen Ursachen von Psychotherapienebenwirkungen. Ergebnisse: Therapeuten in Ausbildung rechnen in etwa jedem 2. Fall mit dem Auftreten von Nebenwirkungen. Sie erwarten vor allem Symptomverschlechterung und negative Entwicklungen im sozialen Netz. Es zeigt sich eine Tendenz, das eigene Verfahren und die eigenen Behandlungen für weniger riskant zu halten als die der Kollegen. Ursachen von Nebenwirkungen sehen die Therapeuten vor allem in der therapeutischen Beziehung sowie The-rapeutenvariablen und weniger in Patientencharakteristika. Schlussfolgerung: Psychotherapeuten in Ausbildung sind sich dem Problem der Nebenwirkungen durchaus bewusst, was ein guter Ansatzpunkt für die Vermittlung entsprechender Ausbildungsinhalte ist. An den Aus-und Weiterbildungsinstituten sollten Seminare zum Problem der Psychotherapienebenwirkungen zum Standard gehören.