“…Sogar von einer "Ethical Crisis in Psychiatry" [9] ist die Rede, denn in der therapeutischen Praxis müssen oft theoretische Lösungsangebote und institutionelle Regelungen auf individuelle Situationen mit ihren je eigenen besonderen Umständen angepasst werden. Da aber die Psychiatrie immer wieder um ihr Selbstverständnis ringt [10,11], etwa prominent mit Foucaults ausufernder Kritik an Krankheitsbildern und Machtverhältnissen, dem Aufkommen der Antipsychiatriebewegung, mit der Entgegensetzung von (einseitig) objektiven und subjektiven Zugängen der Therapeut-Patient-Beziehung und mit deren jeweiligen Schwierigkeiten für eine klare Verantwortungsübernahme seitens psychiatrisch Behandelnder, wird die Formulierung klarer ethischer Handlungsregeln schwierig [9]. Mit John Dewey gesprochen, kann das hier aufgezeigte Grundproblem einer Vereinbarung von möglichst objektiven Beschreibungen (eines Menschen und seiner Situation) sowie handlungsleitenden Werturteilen als ein in seinem Kern philosophisches identifiziert werden.…”