Zusammenfassung
Hintergrund Aufgrund der aktuell noch geringen Datenlage war es Ziel
dieser Studie, den Einfluss der Dauer einer kieferorthopädischen
Behandlung auf die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (MLQ) zu
untersuchen.
Methode Die beobachtende, prospektive Längsschnittstudie erfolgte
mit der deutschen Basisversion des Oral Health Impact Profile (OHIP-G14)
im Zeitraum von 2008–2018. Die MLQ wurde zu drei Zeitpunkten
(T1, T2, T3) bei 598 Patient*innen
innerhalb ihrer kieferorthopädischen Behandlung erhoben und die
Ergebnisse statistisch analysiert. Ein durchschnittlicher Anstieg
(∆OHIP-G14) von>2,00 Punkten wurde als klinisch relevant
(Minimal Important Difference, MID) und Zeichen einer herabgesetzten
mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität definiert.
Ergebnisse Von initial 598 eingeschlossenen Patient*innen
füllten 79 ProbandInnen die Fragebögen zu allen drei Zeitpunkten
vollständig aus und konnten in die Studie aufgenommen werden. Das
Durchschnittsalter lag zu Beginn der Behandlung bei 11,5 Jahren
(SD=3,3), am Ende der Behandlung bei 16,3 Jahren (SD=3,1). Die
durchschnittliche Behandlungsdauer betrug 4,7 Jahre (SD=2,3). Ein
Vergleich der erreichten Summenwerte zu den Zeitpunkten T1,
T2, T3 der ernannten Subgruppen (Geschlechter,
Altersgruppen, Behandlungsapparatur und -zeitraum) untereinander zeigte in
keiner der Gruppen signifikante Unterschiede (Mann-Whitney-U-Test,
Kruskal-Wallis-Test, Chi-Quadrat-Test p<0,05). Ein Vergleich der
Gesamtwerte der jeweiligen Zeitpunkte zeigte eine klinisch
(∆OHIP-G14>2,00) und statistisch signifikante Abnahme der MLQ
während der initialen Behandlungsphase (T1 vs. T2,
p<0,001). Die Verbesserung der MLQ am Ende der Behandlung (T2
vs. T3) war statistisch nicht signifikant (p=0,128) und hatte
keine klinische Auswirkung (MID ∆OHIP-G14<2,00). Weitere
Analysen der Behandlungsdauer und der OHIP-Summenwerte ergaben zu keinem
Zeitpunkt signifikante Abhängigkeit oder Korrelation zwischen
Behandlungsdauer und MLQ (β2=− 0,078,
β3=0,191, multiple lineare Regression,
p=0,05; r2=0,073, r3=0,103,
Spearman Korrelation, p=0,05).
Schlussfolgerung Im Vergleich zu T1 war die MLQ während
der Behandlung sowohl zu T2 als auch T3 leicht
herabgesetzt. Es kann jedoch festgestellt werden, dass der Durchschnitt der
erhobenen Summenwerte zu allen drei Zeitpunkten der Befragung (T1,
T2 und T3) im Normbereich der gesunden
Allgemeinbevölkerung lag. Hinsichtlich der Kernfrage dieser Studie
konnte kein Zusammenhang zwischen Behandlungsdauer und MLQ gezeigt werden. Das
Anstreben eines guten Behandlungsergebnisses im Rahmen einer differenzierten
kieferorthopädischen Therapie sollte daher nach Möglichkeit
einem raschen Abschluss der Behandlung vorangestellt werden.