Hintergrund: In zahlreichen kontrollierten Therapiestudien hat sich gezeigt, dass eine kognitiv-behaviorale, störungsorientierte Therapie der Bulimia Nervosa (BN) eine erfolgversprechende Behandlungsform zur Reduktion der bulimischen Symptomatik darstellt. Ob die Erfolge allerdings auch in der klinischen Praxis erzielt werden können, ist weniger gut belegt. Ebenso stellt sich die Frage, ob durch eine auf die spezifische Symptomatik der Essstörung abzielende Behandlung auch komorbide Symptome verändert werden können. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Einfluss einer störungsorientierten Therapie von Patientinnen mit der Diagnose einer BN auf komorbide Symptome im Rahmen einer klinischen Studie in einer Versorgungseinrichtung zu untersuchen. Patienten und Methode: 66 Patientinnen («completer») mit der Diagnose einer BN (DSM-III-R) bearbeiteten eine Fragebogenbatterie (z.B. zur Erfassung von Depression, Angst, Zwanghaftigkeit, Alkoholkonsum) als Eingangsdiagnostik, 6 Wochen nach Therapieende (Post-treatment) und 1 Jahr nach Therapieende (Follow-up). Bei Therapieende lag die Stichprobengröβe bei N = 45, beim 1-Jahres-Follow-up bei N = 32. Ergebnisse: In der multivariaten und univariaten Auswertung der Ausgangswerte im Vergleich zu den Post- und Follow-up-Werten zeigten sich hochsignifikante Verbesserungen in fast allen Maβen zur komorbiden Symptomatik bei BN. Diskussion: Die vorliegende Studie liefert Hinweise darauf, dass eine symptomorientierte kognitiv-behaviorale Behandlung nicht nur zu einer Verbesserung der Essstörung im engeren Sinne führt, sondern dass dadurch auch komorbide Symptome wie Ängstlichkeit, Depressivität, allgemeines Belastungserleben sowie Zwanghaftigkeit reduziert werden können. Da es sich um eine klinische Studie innerhalb einer Versorgungseinrichtung handelt, liefern die Befunde ferner Hinweise auf die Effizienz einer kognitiv-behavioralen, manualgestützten Therapie für Patientinnen mit BN in der klinischen Praxis.