ZusammenfassungBei Transplantationen menschlicher Organe handelt es sich um komplexe chirurgische Eingriffe als lebensrettende Maßnahmen bei terminalen Organerkrankungen, die heute als Routinemethode zu betrachten sind.Seit den späten 80er-Jahren mit Einführung geeigneter psychometrischer Methoden wird systematisch untersucht, inwieweit derartige Eingriffe über die Lebensrettung hinaus die Lebensqualität der Patienten beeinflussen. Der Begriff gesundheitsbezogene Lebensqualität bezieht sich auf das Ausmaß, in welchem das gewohnte oder erwartete körper-liche, emotionale und soziale Wohlbefinden durch eine chronische Krankheit oder deren Behandlung beeinträchtigt wird.Die weit überwiegende Zahl der hier referierten Studien zur Transplantation von Leber, Herz, Lunge, Pankreas und Niere stimmt in ihren Ergebnissen darin überein, dass durch eine Organtransplantation ein Grad an Lebensqualität erreicht werden kann, der dem prä-operativen Krankheitsstadium überlegen ist und postoperativ häufig auf dem Niveau der Normalbevölkerung liegt.Sowohl prospektive Längsschnittstudien als auch Querschnittstudien mit teils großen Stichproben stützen diese Aussage.Darüber hinaus ergeben sich organspezifische Probleme, die Einfluss auf die Lebensqualität nach Transplantation nehmen können: spezifische Komplikationen, die immunsuppressive Behandlung und ihre teils unerwünschten Wirkungen, Komorbidität und der Krankheitsverlauf vor und nach Transplantation.Kritisch reflektiert werden die methodischen Eigenheiten derartiger Studien und ihre möglichen Verzerrungseffekte.In zukünftigen Studien sollten ver-
Lebensqualität nach OrgantransplantationenObwohl die Lebensqualität (LQ) von Patienten bei ärztlichem Handeln implizit immer berücksichtigt wird und wurde, hat die systematische Erforschung dieses wichtigen Behandlungskriteriums erst in den letzten 30 Jahren des vergangenen Jahrhunderts begonnen. In den 70er-Jahren erfolgte die Konzeptualisierung des Begriffes "LQ"; in den 80ern die Erarbeitung von Messinstrumenten und seit den 90er-Jahren wurde die gesundheitsbezogene LQ als Outcomeparameter in empirischen Studien vermehrt eingesetzt -insbesondere in Studien zur Behandlung chronisch Kranker oder aufwändiger therapeutischer Maß-nahmen. Nicht der rein quantitative Zuwachs an Lebensjahren steht dabei im Fokus, sondern die Qualität des gewonnenen Zuwachses.Die Notwendigkeit der Berücksich-tigung dieses Outcomekriteriums ergibt sich aus den Folgen chronischer Erkrankungen und deren Behandlung wie Depressivität, soziale Isolation und körper-liche Befindensstörungen. Diese Parameter sind biomedizinisch nicht fassbar. Die psychologische und sozialwissenschaftliche Forschung hat entscheidend dazu beigetragen, dass heute psychometrisch evaluierte Skalen zur Erfassung der LQ zur Verfügung stehen. Der Begriff "Gesundheitsbezogene Lebensqualität" (diese ist im Folgenden jeweils gemeint, wenn kurz von "LQ" die Rede ist) bezieht sich auf das Ausmaß, in welchem das gewohnte oder erwartete körperliche, emotionale und soziale Wohlbefinden trotz einer Kr...