Jenseits normativer Begründungsmuster und begrifflicher Differenzierungen zielt staatliche Sozialpolitik auf den Schutz gegen materielle Risiken wie Armut und/oder Einkommensverlust durch Alter, Arbeitslosigkeit, Invalidität, (dauerhafte) Pflegebedürftigkeit, (vorübergehende krankheitsbedingte) Arbeitsunfähigkeit sowie soziale sowie materielle Benachteiligungen infolge von Mutterschaft bzw. Elternschaft. Nicht nur die im Zentrum der Forschung stehenden OECD-Demokratien, auch die demokratischen Transformationsländer Osteuropas oder Südamerikas sowie die defekten Demokratien Asiens weisen allesamt zumindest rudimentäre Systeme staatlicher Sozialpolitik auf, wenngleich deren sozialpolitische Institutionen doch deutlich voneinander abweichen und in jeweils unterschiedliche kulturelle Rahmenbedingungen eingebettet sind (Rieger und Leibfried 2004). In jüngster Vergangenheit ist Sozialpolitik in allen entwickelten Sozialstaaten, also auch in Deutschland, in die Kritik geraten. Verfechter eines "schlanken Staates" sehen den Sozialstaat Deutschlands "unter Druck" (Funk 1996b) oder stufen ihn als "Sanierungsfall" ein (Berthold 2006). Gleichzeitig sind neue soziale Risiken auf der politischen Agenda, von der materiellen Absicherung Alleinerziehender mit ihren Kindern bis über die bildungspolitisch flankierte Aktivierung der Erwerbsbevölkerung oder den Kampf gegen zunehmende materielle Ungleichheit spannt sich der Bogen möglicher neuer sozialpolitischer Herausforderungen und Aktivitäten. Diese vielschichtigen Debatten können in diesem Beitrag nicht umfassend in der gebührenden Tiefe erörtert werden; wichtiger sind uns folgende Aspekte: Aufbauend auf einem kurzen Überblick über einige Grundbegriffe und Grundkonzepte im betrachteten Forschungsbereich (Abschn. 2) werden in Abschn. 3 die normativen und konzeptionellen Aspekte sozialpolitischer Forschung in den Wirtschaftswissenschaften skizziert. Dabei werden bedeutsame methodische Herangehensweisen der Wirtschaftswissenschaften ebenso diskutiert wie zentrale theoretische Perspektiven. Anschließend werden in Abschn. 4 die empirischen und theoriegeleiteten Forschungsbemühungen der international vergleichenden Politikwissenschaft (und Soziologie) skizziert, die mit der bahnbrechenden Studie von Gøsta Esping-Andersen (1990) zu den drei Welten des Wohlfahrtskapitalismus ihren Anfang nahm und bis zum heutigen Tag die empirische Forschung sozialpolitischer Bemühungen in den klassischen Ländern der OECD, aber auch in anderen Teilen der Welt, charakterisiert (Castles et al. 2010). Ebenso wird in diesem Abschnitt auf bedeutsame Herausforderungen der Sozialpolitik eingegangen, die gegenwärtig in den empirischen Sozialwissenschaften fokussiert werden. Im abschließenden Fazit (Abschn. 5) werden die jeweiligen politik-und wirtschaftswissenschaftlichen Konklusionen in weitere Debatten eingeordnet und zur Diskussion gestellt.