Die kumulative Dissertation untersucht am Anwendungsfall Geflüchteter, die um das Jahr 2015 herum nach Deutschland eingewandert sind, verschiedene Aspekte selektiver Migration. Der Begriff „selektive Migration“ beschreibt das Phänomen, dass Migranten keine Zufallsstichprobe der Bevölkerung in ihrem Herkunftsland sind, sondern sich systematisch in bestimmten Merkmalen von der sesshaften Bevölkerung unterscheiden (Lee, 1966). Im ersten Teil der Arbeit, der aus zwei Papieren besteht, wird die Selektivität Geflüchteter beschrieben. Der hauptsächliche Fokus liegt dabei auf dem Merkmal der Bildung; zusätzlich wird aber auch die Selektivität Geflüchteter anhand ihres Alters und ihres Geschlechts adressiert. Neben der reinen Deskription dieser neuzugewanderten Gruppe werden in diesem Teil auch Vergleiche mit anderen kürzlich gewanderten Gruppen getätigt – einerseits mit Arbeitsmigranten, andererseits mit Geflüchteten in anderen Aufnahmeländern. Die Deskription der Selektivität Geflüchteter liefert wichtige Erkenntnisse, da zum Zeitpunkt der Entstehung der beiden Papiere nur wenig über die Zusammensetzung dieser neuzugewanderten Gruppe bekannt war (Spörlein et al., 2020), deren Selektivitätsprofile jedoch Hinweise auf Ausgangsvoraussetzungen für ihre gesellschaftliche Integration in Deutschland geben können. An dieses Erkenntnisinteresse knüpft unmittelbar der zweite Teil der Arbeit an, wobei im weiteren Verlauf der alleinige Fokus auf Bildungsselektivität gelegt wird. Für die gesellschaftliche Integration von Migranten sind herkunftsspezifische Aspekte von zentraler Bedeutung. Dazu zählen insbesondere Aspekte der Bildung, die in der Regel im Herkunftsland erworben wurde (Ichou, 2014). Der zweite Teil der Arbeit setzt sich deshalb aus zwei Papieren zusammen, in denen die Rolle der Bildungsselektivität geflüchteter Eltern in Deutschland analysiert wird. Die beiden Papiere adressieren dabei nicht Konsequenzen der Bildungsselektivität für die Eltern selbst, sondern für ihre Kinder, die aufgrund der vergleichsweise kurzen Aufenthaltsdauer in Deutschland selbst als Migranten der ersten Generation gelten. Als Outcomes werden deren Bildungsentscheidungen und Deutschkompetenzen in den Blick genommen.