Long COVID, die lang anhaltende Krankheit und Erschöpfung, die bei einem kleinen Teil der SARS-CoV-2-Infizierten auftritt, stellt eine zunehmende Belastung für die Betroffenen und die Gesellschaft dar. Eine virtuelle Tagung der Physiological Society im Februar 2022 brachte Kliniker und Forscher zusammen, um das aktuelle Verständnis der Mechanismen, Risikofaktoren und Genesung nach Long COVID zu erörtern. In dieser Übersichtsarbeit werden die Themen behandelt, die sich aus dieser Tagung ergeben haben. Die Übersichtsarbeit befasst sich mit der Natur von Long COVID, untersucht den Zusammenhang mit anderen postviralen Erkrankungen wie der myalgischen Enzephalomyelitis/dem chronischen Erschöpfungssyndrom und zeigt auf, wie die Forschung zu Long COVID helfen kann, Patienten mit allen möglichen postviralen Syndromen besser zu unterstützen. Die Forschung zu Long COVID hat besonders rasche Fortschritte bei Bevölkerungsgruppen gemacht, die ihre körperliche Leistungsfähigkeit routinemäßig überwachen, insbesondere beim Militär und bei Leistungssportlern. In der Übersichtsarbeit wird hervorgehoben, inwiefern das hohe Niveau von Diagnose, Intervention und Erfolgskontrolle in diesen aktiven Bevölkerungsgruppen Informationen über Managementstrategien für die Allgemeinbevölkerung liefern kann. Anschließend wird untersucht, wie eine Schlüsselkomponente der Leistungsüberwachung bei diesen aktiven Bevölkerungsgruppen, das kardiopulmonale Training, Long-COVID-bedingte Veränderungen in der Physiologie aufdeckt – einschließlich Veränderungen der peripheren Muskelfunktion, der ventilatorischen Ineffizienz und der autonomen Dysfunktion. Das Wesen und die Auswirkungen der Dysautonomie werden im Zusammenhang mit dem posturalen orthostatischen Tachykardiesyndrom, der Fatigue und den Behandlungsstrategien, die darauf abzielen, der Überaktivierung des Sympathikus durch Stimulation des Vagusnervs entgegenzuwirken, erörtert. Anschließend untersuchen wir die Mechanismen, die den Symptomen von Long COVID zugrunde liegen. Dabei konzentrieren wir uns auf die gestörte Sauerstoffversorgung durch Mikrokoagulation und die Störung des zellulären Energiestoffwechsels, bevor wir Behandlungsstrategien betrachten, die direkt oder indirekt auf diese Mechanismen abzielen. Dazu gehören ein fernbetreutes Atemmuskeltraining und integrierte Versorgungspfade, die Rehabilitation und medikamentöse Interventionen mit der Erforschung des Zugangs zur Long-COVID-Versorgung in verschiedenen Bevölkerungsgruppen kombinieren. Insgesamt zeigt diese Übersichtsarbeit, wie im Rahmen der physiologischen Forschung die bei Long COVID auftretenden Veränderungen aufgedeckt werden und wie verschiedene therapeutische Strategien zur Bekämpfung dieser Erkrankung entwickelt und getestet werden.