ZusammenfassungDie Beckenvenen sind nur in rund 20 % aller tiefen Venenthrombosen mitbetroffen. Die „normale“ Thrombose bildet sich distal, ist sogenannt aszendierend. Im Gesamtkollektiv der Venenthrombosen findet sich eine leichte Linksbetonung, bei Mitbefall des Beckens ist aber die linke Seite mit einem Faktor 2–3 häufiger involviert. In der Schwangerschaft ist die linke Seite rund 4-mal häufiger als die rechte Seite am Thromboseprozess beteiligt. Auffällig ist auch, dass sich in der Schwangerschaft die proximale Beteiligung von iliakal bis zur Vena femoralis communis in rund 60 % der Fälle nachweisen lässt, also bedeutend häufiger als bei den nicht-schwangeren Individuen. Isolierte Beckenvenenthrombosen sind eine Rarität, die Inzidenz ist unter 1 %. Auch der Befall der Vena ovarica und der Vena iliaca in-terna ist sehr selten, allerdings können beide Venen auch Quellen von Lungenembolien sein.Der isolierte Befall der Beckenvenen kann ein diagnostisches Problem darstellen. Die Duplexsonographie hat für die Diagnose der isolierten Beckenvenenthrombose eine ungenügende Sensitivität und Spezifität. Die MR-oder CT-Angiographie sind präziser und können diagnostische Alternativen darstellen. Für die Ausprägung der Venenthrombose- und damit auch für die klinischen Verdachtsmomente- ist der Befall des Venensterns resp. der V. femoralis communis sehr wichtig. Ein thrombotischer Verschluss der Mündung der Vena saphena magna bewirkt sowohl bei der aszendierenden als auch bei der deszendierenden Thrombose eine deutliche Verstärkung der klinischen Symptomatik. Sind nur die Becken -segmente proximal der V. femoralis communis betroffen, kann die Klinik sehr diskret sein und damit die Diagnostik erschwert. Venenthrombosen mit Einbezug der Vena femoralis com-munis und der Beckenvenen haben einen deutlich schlechteren Langzeitverlauf bezüglich Entwicklung eines postthrombotischen Syndromes. Aber auch kurzfristige Verlaufs-parameter wie Blutung und Tod sind bei pro-ximaler Mitbeteiligung des Thrombose-Prozesses klar schlechter.Standardtherapie der Thrombose, auch der Beckenvenenthrombose, ist nach wie vor die Antikoagulation. In ausgewählten Fällen, ins-besondere bei jungen und aktiven Patienten mit einem ausgeprägten Krankheitsbild, können die neueren kombinierten Therapieverfahren wie Thrombektomie, Lyse und Stenteinlage bei Fehlen von Kontraindikationen erwogen werden. Die Bücher dazu sind allerdings offen, die Kontroversen andauernd und nach wie vor besteht für die aktiven invasiven Verfahren bei Thrombosen höchstens ein Evidenzgrad 2.