Die Endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikografie [ERCP] ist eine komplexe Prozedur mit flacher Lernkurve, die mit den Risiken ernsthafter Komplikationen, wie der Pankreatitis, der Blutung, der Cholangitis und der Perforation einhergeht. So sollte zur präzisen Indikationsstellung der risikoreicheren ERCP auch die Endsonografie angeboten werden. Zahlreiche Faktoren beeinflussen den Erfolg der ERCP. Neben einer strukturierten Ausbildung zum Kompetenzerwerb mit einer Mindestzahl an ERCPs unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, erfordert die Aufrechterhaltung einer guten Qualität der ERCP auch eine regelhafte Mindestanzahl durchgeführter Untersuchungen pro Jahr. Es existiert mittlerweile eine umfangreiche Evidenz, die eine signifikante Korrelation der ERCP-Volumina mit den primären Erfolgsraten, niedrigeren Krankenhausverweildauern, weniger ungewollten Wiederaufnahmen sowie geringeren Komplikationen zeigt. Die Grenzen zur Unterscheidung zwischen Hochvolumen- und Niedrigvolumen-Zentren wurden in den Studien uneinheitlich gewählt, die höchste Evidenz liegt für einen Grenzwert von 200 ERCPs/Jahr vor. Die Frage nach einer Spezialisierung in der ERCP hat einen aktuellen Bezug erhalten durch die derzeitigen Entwicklungen der Krankenhausreform. Hier soll eine Mindestvorhaltezahl für Leistungsgruppen definiert werden. Eine Mindestvorhaltezahl allein wird aber keine gute Behandlungsqualität erreichen können. Im Sinne einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung ist es notwendig, dass die ERCP in der spezialisierten Gastroenterologie angeboten wird, die vor dem Hintergrund der Krankenhausreform in der Leistungsgruppe „Komplexe Gastroenterologie“ zugeordnet wird, die neben einer ausreichenden Anzahl an ERCPs zur Weiterbildung und zum Kompetenzerhalt, einen Rufdienst und komplementäre Verfahren wie die EUS anbieten und die in angemessen erreichbaren Kliniken eingebettet sind, die über die notwendigen Ressourcen zum Komplikationsmanagement verfügen.