Aber auch auf der ästhetischen Ebene konvergiert das Epos mit der globalen Ganzheit, besitzt es doch einen "weltumspannenden Anspruch",20 wie Moser und Simonis es der literarischen Großform attestieren. Indem das Epos das "Ganze einer Welt"21 zur Darstellung bringt, was sich sowohl im Umfang der epischen Handlung wie auch in der Geschlossenheit der Form niederschlägt, denkt es in Kategorien und Größenordnungen, die vor dem Hintergrund globaler Dynamiken an Relevanz gewinnen. Gerade die gattungsspezifische Ausrichtung auf Ganzheit und Totalität macht das Epos allerdings auch interessant für politische Vereinnahmung. So ist die epische Form, wie David Quint zeigt, untrennbar mit dem Imperium verbunden -ihr eignet also eine ideologische Funktion: "[I]t is precisely empire's long run through history that informs epic's sense of narrative coherence and completion."22 Wie Quint anhand von Vergils Aeneis deutlich macht, werden darin einerseits mythische Geschichten zur Geschichte Roms geformt, legieren darin andererseits kosmische und politische Ordnung in einer Weise, die für alle künftigen