ZusammenfassungDie equine Piroplasmose (EP) wird durch die Erreger Babesia (B.)
caballi und Theileria (T.) equi ausgelöst und
durch Schildzecken übertragen. Innerhalb Europas sind die Erreger vor allem in
den Mittelmeerländern endemisch. Autochthone Infektionen können in Deutschland
aufgrund einzelner Fallberichte über Infektionen ohne Auslandsaufenthalt und der
geographischen Ausbreitung verschiedener Zeckenarten nicht mehr ausgeschlossen
werden. Die beiden vorgestellten Fälle verdeutlichen das Risiko einer Infektion
bei Auslandsreisen in endemische Regionen sowie beim Import von Pferden aus
endemischen Regionen nach Deutschland. Die klinischen Symptome sind oft
unspezifisch, vor allem treten Fieber, Ikterus, Lethargie, Inappetenz,
Gewichtsverlust und Leistungsminderung auf. Hämatologisch sind Anämien typisch.
Auch Thrombozytopenien sind beschrieben. Die Schweregrade der Zytopenien
variieren von gering- bis hochgradig. Zur Diagnosestellung einer Infektion bzw.
eines Erregerkontaktes sind direkte (Polymerase-Kettenreaktion, Mikroskopie von
Blutausstrichen) und indirekte Nachweisverfahren (Antikörpernachweis) verfügbar.
Imidocarb-Dipropionat gilt als Mittel der Wahl zur Therapie der EP. Bei
Infektionen mit B. caballi scheint eine Erregerelimination möglich,
wohingegen Infektionen mit T. equi trotz Therapie oft in einem
lebenslangen Trägerstatus resultieren. Die Prävention beschränkt sich auf die
Kontrolle bzw. Vermeidung von Zeckenkontakt. Neben möglichen schwerwiegenden
klinischen Auswirkungen hat die EP auch weltweit signifikante wirtschaftliche
Folgen auf den Pferdehandel. Nach den Richtlinien der WOAH wird sie als
meldepflichtige Erkrankung eingestuft und die Empfehlung ausgesprochen, jedes
Pferd bei grenzüberschreitenden Reisen nach den jeweiligen nationalen
Bestimmungen serologisch auf die EP zu testen. In Deutschland ist die Erkrankung
aktuell weder melde- noch anzeigepflichtig.