1890 wurde Adolf Harnack, damals noch nicht geadelt und als Kirchenhistoriker vergleichsweise frisch nach Berlin gekommen, in die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen, übrigens als dritter Kirchenhistoriker nach Schleiermacher und Neander. Die auf den aufgeklärten König Friedrich den Großen zurückgehenden Statuten sahen die Aufnahme von Theologen nicht vor. Theodor Mommsen, der zuständige Secretar, begrüßte ihn als denjenigen, der die Gabe besitze […] jüngere Genossen zu fruchtbarer Arbeitsgemeinschaft zu gewinnen und bei derjenigen Organisation, welcher die heutige Wissenschaft vor allem bedarf, als Führer aufzutreten. Sie empfinden es, daß die Aufgabe des rechten Akademikers eine andere und eine höhere ist als sich Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu nennen und statt des bescheidenen Octavformats unserer Zeitschriften im vornehmen Quart gedruckt zu werden. Auch die Wissenschaft hat ihr sociales Problem; wie der Großstaat und die Großindustrie, so ist die Großwissenschaft, die nicht von Einem geleistet, aber von Einem geleitet wird, ein notwendiges Element unserer Kulturentwicklung, und deren rechte Träger sind die Akademien oder sollten es sein. Als einzelner Mann haben Sie in dieser Richtung getan, was wenige Ihnen nachtun werden. Jetzt sind Sie berufen, dies im größeren Verhältnisse weiterzuführen; und die wenigen Monate, seit Sie uns angehören, haben uns gezeigt, daß Sie es können und daß Sie es wollen. 1