Ein Problem der heutigen Krebstherapie ist die geringe Ansprechrate bei der Behandlung mit Zytostatika. Ein Teil dieser Chemoresistenz beruht auf der geringen Akkumulation von Zytostatikamolekülen in Tumorzellen. Eine Verbesserung könnte entweder durch Reduktion des Efflux aus den Zellen oder durch Erhöhung der Aufnahme erzielt werden. Besonders am Influx könnten Transporter der Solute-carrier-Familie (SLC-Familie) beteiligt sein. Diese Arbeit befasst sich mit SLC-Transportern -im Hinblick auf die zielgerichtete Therapie des sehr aggressiven malignen Melanoms und darüber hinaus mit der Charakterisierung des OCT1-und MATE1-Transporters als Zytostatikumtransporter. Die Untersuchungen beinhalteten die Bestimmung der Expressionsspiegel von 29 SLC-Transportern in Melanomzelllinien. Diese SLC-Transporter konnten anhand der Ergebnisse in drei Kategorien eingeteilt werden: Es gab 12 Transporter, die keine Expression aufwiesen, 14 Transporter, die eine in Melanomzelllinien und nicht entarteten Melanozyten gleich hohe oder in Melanomzelllinien geringere Expression aufwiesen, sowie schließlich eine Gruppe, die eine signifikant erhöhte Expression aufwiesen. Letztere bestand aus den SLC-Transportern ENT2, OATPA und OATPC. Insbesondere ENT2 ist als Transporter für Zytostatika der Nukleosidanalogaklasse bekannt und ist deshalb ein aussichtsreicher Kandidat für die zielgerichtete Melanomtherapie. Im zweiten Teil der Arbeit wurde die Interaktion von OCT1 bzw. MATE1 mit Zytostatika festgestellt. Nimustin hemmte die OCT1-vermittelte [ 3 H]-MPP-Aufnahme in stabil transfizierte CHO-Zellen um über 50 %. Eine OCT1-vermittelte Zytotoxizität wurde aber nicht gefunden. Von 28 Zytostatika, die im Hinblick auf die Interaktion mit MATE1 untersucht wurden, hemmten Doxorubicin, Mitoxantron, Irinotecan und Etoposid die MATE1-vermittelte [ 3 H]-MPP-Aufnahme in stabil transfizierte HEK293-Zellen um über 50 %. Für Mitoxantron und Irinotecan wurden IC 50 -Werte von 7,8 µM bzw. 2,9 µM bei einem pH-Wert von 7,4 und 0,6 µM bzw. 1,1 µM bei einem pH-Wert von 8,5 bestimmt. Eine eindeutige MATE1-vermittelte Zytotoxizität wurde für die vier Zytostatika nicht beobachtet. Die Ergebnisse zur Interaktion von MATE1 und OCT1 mit Zytostatika helfen dabei, das Problem von Pharmakawechselwirkungen, Nebenwirkungen und Chemoresistenz zu verstehen. Die Ergebnisse zur Expression von ENT2 liefern einen Baustein zur zielgerichteten Therapie des Melanoms.