Zusammenfassung
Hintergrund Mit Blick auf Diabetes mellitus Typ 2 als lebensstilinduzierte Erkrankung wird ein großer potenzieller Nutzen in Gesundheits-Apps gesehen, die gesundheitsunterstützend bei Prävention und Monitoring oder auch der Therapie helfen sollen. Das Ziel der Studie ist es, den Anwendungshorizont, die Akzeptanz und Einstellungen sowie Erfahrungen von Ärzt*innen aus diabetologischen Schwerpunktpraxen hinsichtlich des Nutzungspotenzials von Gesundheits-Apps für Diagnostik, Therapie und Prävention bei Diabetes mellitus Typ 2 explorativ zu beleuchten.
Methodik Aufbauend auf mehreren Vorstudien wurden mittels schriftlicher Befragung zwischen März und Mai 2021 insgesamt 291 Ärzt*innen diabetologischer Schwerpunktpraxen in Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen und dem Saarland anonymisiert befragt. Die Rücklaufquote beträgt 30% (N=88). Neben der deskriptiven Analyse wurde ein t-Test bei unabhängigen Stichproben durchgeführt.
Ergebnisse Die Befragten verbinden mit dem Einsatz von Apps eine wirksame Stärkung von Empowerment, Motivation und Compliance, aber auch durch Erinnerungs- und lebensstilunterstützenden Funktionen eine mögliche Effektivierung der Prävention und des Erkrankungsmanagements von Typ-2-Diabetes-Patient*innen. Gerade jüngere Ärzt*innen in städtischen Praxisumgebungen begegnen Gesundheits-Apps mit positiver Einstellung und greifen im Praxisalltag auf solche Tools zurück. Skepsis besteht auf Seiten der Befragten u.a. in Bezug auf die Anwendungsfreundlichkeit und Datensicherheit bestehender Apps sowie hinsichtlich rechtlicher Fragestellungen. Eine Mehrheit räumt ein, keinen ausreichenden Überblick über diabetologische Apps zu besitzen und traut sich eine Beratung von Patient*innen nur bedingt zu. Diejenigen Ärzt*innen, bei denen Apps schon in der Versorgung Einzug fanden, beobachten in großer Mehrzahl positive Effekte bei der Steigerung der Compliance, im schnelleren Aufdecken bzw. Verringern von Komplikationen, bei der Gewichtsreduktion sowie bei der Abnahme des HbA1c-Werts.
Diskussion Trotz der positiver Effekte, die Gesundheits-Apps für Prävention und Therapie haben können, bestehen bei vielen diabetologischen Ärzt*innen Vorbehalte hinsichtlich der Überschaubarkeit, Transparenz und Sicherheit von Apps. Diese Bedenken sollten verstärkt adressiert werden, um die richtigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration von Gesundheits-Apps in die diabetologische Versorgung zu schaffen (u.a. verbindliche Datenschutz- und Qualitätsstandards, klare Rechtslage in Bezug auf die Anwendung von Apps, Schulungen, Tools zur Übersicht und Einordnung).