Die Prozesse, die in den frühen Stadien der Bildung kristalliner Feststoffe ablaufen, sind nur wenig verstanden, sodass eine rationale Synthese neuer Feststoffe weitgehend ausgeschlossen ist. Die Untersuchung der strukturbildenden Prozesse ist eine Herausforderung an analytische und theoretische Methoden, da vor und während einer Nukleation sehr kleine Teilchen oder Aggregate unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung und Größe in komplexen und dynamischen Gleichgewichten untersucht werden müssen. Dieser Aufsatz gibt einen Überblick über die Methoden zur In‐situ‐Untersuchung der frühen Kristallisationsstadien von Feststoffen, die helfen können, eine gezieltere Synthese metastabiler Polymorphe, kurzlebiger Intermediate und von Präkursoren mit neuen oder verbesserten Eigenschaften zu erreichen. Beispiele aus aktuellen Forschungsarbeiten sollen die Notwendigkeit und die Potentiale, aber auch die Grenzen der In‐situ‐Verfolgung von Kristallisationsprozessen verdeutlichen.