Die Absorption von Licht verleiht Pigmenten ihre Farbe – und damit den Grund ihrer Existenz –, erzeugt aber auch angeregte Zustände, d. h. neue Moleküle mit einem Energieüberschuss, der über Abbauwege dissipiert werden kann. Photoabbauprozesse rufen langfristige, kumulierte und irreversible Farbveränderungen hervor (Verblassung, Dunklung, Ausbleichung), deren Prognose und Verhinderung schwierige Herausforderungen darstellen. Von all den Umweltrisiken, die Kulturgüter beeinträchtigen, ist Lichteinfall das einzige, das nicht ohne Auswirkungen auf die optimale Präsentation des Ausstellungsstücks reguliert werden kann. Lichtinduzierte Veränderungen betreffen nicht nur die Pigmente selbst, sondern auch ihre Wechselwirkungen mit dem Trägermaterial und Bindemittel und werden selbst wiederum durch die Umgebungsbedingungen verkompliziert. In diesem Kurzaufsatz untersuchen wir, wie Chemie (insbesondere in Form mehrskaliger analytischer Studien von Kunstwerken), Computermodellierung und physikalische/chemische Studien dazu beitragen können, die ursprünglichen Erscheinungsbilder von Kunstwerken zu rekonstruieren und wirksame Konservierungsstrategien zu etablieren.