Es besteht kein Zweifel daran, dass die Sicherung der Atemwege zu den unbestrittenen Kernaufgaben und -kompetenzen des Anästhesisten gehört. Keiner kann das so gut wie wir! Es besteht auch kein Zweifel daran, dass die Atemwegssicherung in Präklinik und Klinik zu den zentralen Aufgaben eines anästhe-siologischen Qualitäts-und Riskmanagements gehört, führen doch Komplikationen in diesem Bereich zu schwer wiegenden Schädigungen des Patienten. Deshalb ist auch berechtigterweise absolute Vorsicht geboten bei allen technischen und indikationsbezogenen Neuerungen, nicht etwa übertriebene Skepsis, sondern und vor allem faire Debatte anhand von wissenschaftlichen Daten [1, 2]. Warum schwingt immer dann, wenn es ¹um den Tubusª geht, eine gewisse Emotionalität in der Diskussion mit? Ich beziehe mich bei dieser Frage auf den in diesem Heft publizierten Schriftwechsel in Zusammenhang mit der kürzlich in AINS erschienenen Arbeit von Piper et al. [3] und das dazugehörige Editorial von J. Peters [1] ± einen Schriftwechsel, den ich als Mitherausgeber von AINS im Übrigen sehr begrüûe und den ich persönlich sehr spannend finde.Vielleicht liegt die Antwort darin, dass die Sicherung der Atemwege mit Hilfe des endotrachealen Tubus über den reinen medizinischen Vorgang hinaus über lange Zeit eine Art Sinnbild der Tätigkeit des Anästhesisten gewesen ist. In der Pionierzeit einer eigenständigen Anästhesie in Deutschland, die sich erst in den Nachkriegsjahren emanzipieren konnte, stand die endotracheale Intubation ± aus den USA und England (re)importiert ± oft als Symbol für eine moderne Anästhesie, ein Siegeszeichen über traditionelle Auffassungen, die der Entwicklung einer eigenständi-gen und wissenschaftlichen Anästhesie entgegenstanden. In den Folgejahren des Siegeszuges der Intubationsnarkose über die Maskennarkose wurde unsere Tätigkeit dann hin und wieder zu eng auf diese Technik reduziert ± sowohl in der Wahrnehmung unseres Aufgabenspektrums durch unsere chirurgischen Partner und in der Auffassung unseres Berufsbildes nach innen, als auch in der Prädominanz einer bestimmten Technik innerhalb der Atemwegssicherung selbst. Oft wurde übersehen, dass Atemwegssicherung weit mehr ist, als die endotracheale Intubation [4,5].Diese geschichtliche Dimension der an dem endotrachealen Tubus orientierten Atemwegssicherung macht es verständlich, dass im historischen Bewusstsein der Pionierleistungen eines Franz Kuhn und in freien Assoziationen mit den Sauerbruch'schen Thesen (und deren Überwindung) alternative Verfahren der Atemwegssicherung lange Zeit irgendwie als suspekt empfunden wurden, als Bruch mit einer Tradition, als Respektverweigerung gegenüber den Pionierleistungen einer modernen Anästhesie der Nachkriegszeit. Sakrileg, die Entweihung einer Tradition! In der Tat hat der endotracheale Tubus enorm zur Entwicklung einer modernen Anästhesie und damit einer modernen Chirurgie beigetragen, konnten doch erst nach der Einführung dieser Methode chirurgische Eingriffe durchgeführt werden, die in Maskennarkose nicht denkbar gewesen wären.Von A...