Zusammenfassung
Hintergrund CO2-Therapie ist seit Jahrzehnten ein etabliertes physikalisch-medizinisches Therapieverfahren. CO2 reagiert mit Wasser zu Kohlensäure und könnte den kutanen pH-Wert verändern. Veränderungen des Wund-pH-Wertes spielen eine große Rolle beim modernen Wundmanagement chronischer Wunden. Da Kohlensäure eine schwache Säure ist, könnte CO2-Therapie den Wund-pH-Wert positiv beeinflussen. Bislang wurde noch keine explorative Datenanalyse durchgeführt, die pH-Veränderung an Wunden und Haut durch CO2-Therapie systematisch analysiert. Das Ziel dieser explorativen Pilotstudie ist es, Veränderungen von Haut-und Wund-pH-Werten vor und nach CO2-Trockengasbädern zu erheben. Dies soll Auskünfte über mögliche weitere Wirkmechanismen von CO2-Therapie geben.
Material und Methoden Von April bis Oktober 2020 wurde bei alle Patienten einer physikalisch-medizinischen Universitätsklinik-Ambulanz, die aufgrund Wundheilungsstörungen CO2-Therapie erhalten haben, vor und nach der CO2-Therapie der Haut- bzw. Wund-pH-Wert gemessen. Dies geschah mittels einer pH-Oberflächenmesssonde an 3 Messpunkten: Wundzentrum, intakte Haut im CO2-Expositionsbereich (Kontrolle1) und intake Haut ohne CO2-Exposition (Kontrolle2). Die Daten wurden retrospektiv analysiert. Alle Patienten erhielten CO2-Trockengasbäder im Regelfall mit 12 Therapiesitzungen à 20 min.
Ergebnisse Ausgewertet wurden die Messungen von N=13 Patienten (N=936 Messungen). Die gesamte Therapiezeit betrug 5,38±1,67 Wochen. Alle Patienten wiesen initial an der Wunde einen alkalischen pH-Wert auf (7,22±0,81), der sich signifikant von den pH-Werten der intakten Haut unterschied (Kontrolle 1: pH=5,86±0,26; p<0,001, Kontrolle2: pH=4,98±0,28; p<0,001). Im Mittel konnte CO2-Therapie die alkalischen Werte signifikant in Richtung saures Milieu verschieben (p=0,009). Die kutanen pH-Werte intakter Haut wurden alkalischer.
Schlussfolgerung CO2-Trockengasbäder verändern den topischen pH-Wert auf Wundflächen und intakter Haut. Sie beeinflussen den oberflächlichen Wund-pH günstig mit einem Shift in Richtung physiologischer Haut-pH-Werte.